Damit droht Sharons Koalition auseinander zu brechen, Neuwahlen wären die Folge. Auslöser für die Krise war die Unterzeichnung eines Abkommens zwischen Sharons Likud-Partei und einer ultra-orthodoxen Oppositionspartei über die Überweisung von 290 Millionen Schekel (gut 50 Millionen Euro) an streng religiöse Einrichtungen im Gegenzug für eine Unterstützung des Etats.
Schon vor mehreren Monaten hatte Sharon im Streit um den geplanten Abzug aus dem Gaza-Streifen seine Mehrheit im Parlament verloren. Die oppositionelle Arbeiterpartei, die die Räumung jüdischer Siedlungen billigt, hat Sharon seitdem wiederholt bei Abstimmungen in der Knesset unterstützt. Allerdings lehnt auch sie den aktuellen Haushaltsentwurf ab.
Sharon gab am Sonntag Forderungen zweier orthodoxer Parteien auf finanzielle Unterstützung nach, um sich deren Stimmen in der Haushaltsdebatte zu sichern. Mit diesem Schritt verärgerte der Ministerpräsident die Shinui-Partei. Sharon sägt den Ast ab, auf dem seine Regierung sitzt, und wenn er das tut, wird es in nächster Zukunft Wahlen geben, sagte Shinui-Chef Tommy (Josef) Lapid dem israelischen Armeeradio. Sharons Regierung liegt im letzten Todeskampf.
Unterdessen deutete ein ranghoher Funktionär der radikalen Hamas-Bewegung an, seine Organisation werde Anschläge auf Israel vorübergehend aussetzen. In der gegenwärtigen Situation haben viele politische und militante Gruppen ihre Angriffe eingestellt, sagte Scheik Hassan Yussef, Führer der Hamas im Westjordanland, am Montag. Sie warten und erkunden die neue Situation, sagte Yussef im Hinblick auf die Entwicklungen nach dem Tod des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat. Auch einen Waffenstillstand schloss Yussef nicht aus, allerdings nicht ohne israelische Gegenleistung. Eine Waffenruhe sollte beidseitig sein. Eine Waffenruhe bei anhaltender israelischer Aggression ist für uns nicht akzeptabel, sagte Yussef, der erst kürzlich aus israelischer Haft entlassen worden war.
Gleichzeitig änderten die israelischen Militärbehörden die Baupläne für die umstrittene Sperranlage zu den palästinensischen Gebieten nach einem Urteil des Obersten Gerichts. Der neue Streckenverlauf schneide auf einem Teilabschnitt weniger tief ins Westjordanland, berichtete die israelische Tageszeitung Haaretz am Montag. Verteidigungsminister Shaul Mofaz habe der Streckenführung zugestimmt. Diese beanspruche statt 90.000 Hektar jetzt 40.000 Hektar Land.
Das Gericht hatte sein Urteil Ende Juni damit begründet, die Anlage erschwere das Leben der Palästinenser unverhältnismäßig stark und schränke ihre Bewegungsfreiheit ein. Die israelische Regierung hat den Bau mit der Abwehr palästinensischer Selbstmordattentäter begründet.
Es müsse nordwestlich von Jerusalem eine andere Route gefunden werden, auch wenn sie weniger Sicherheit für Israel bedeute, hatte das Gericht entschieden. Das Urteil des Gerichtshofes betraf einen 30 Kilometer langen Abschnitt. Einwohner palästinensischer Dörfer waren mit der Begründung vor Gericht gezogen, der Bau versperre ihnen den Weg zu ihren Feldern, Schulen und Arbeitsstellen.
Bei einer israelischen Militäraktion im Gaza-Streifen wurden am Sonntagabend zwei Palästinenser getötet. Im Flüchtlingslager Rafah nahe der ägyptischen Grenzen schoss ein Panzer auf drei Männer, die nach israelischer Darstellung in einer Sperrzone über den Boden robbten. Palästinensischen Angaben war unter den Opfern ein 38-jähriger Arzt, der beim Kartenspiel in seinem Garten von Geschosssplittern getroffen wurde.