Europa: Jugend - kein Vertrauen in Parteien
Menschenrechts- und Umweltschutzgruppen stünden dagegen bei Schülern in westeuropäischen Ländern durchgehend hoch im Kurs, sagte Projektleiter Hans-Georg Ziebertz von der Universität Würzburg in einem dpa-Gespräch. Für die Studie wurden rund 9000 Gymnasiasten im Ater von 16 und 17 Jahren aus mehreren europäischen Ländern und Israel befragt.
In Deutschland, England, Irland, den Niederlanden und Schweden genießen auch Polizei und Gerichte großes Vertrauen, sagte Ziebertz. In Israel werde dagegen dem Militär höchstes Ansehen entgegen gebracht. Auch von der Kirche hätten die Jugendlichen je nach Nationalität ein differenziertes Bild, erläuterte der Religionspädagoge der Universität Würzburg erste Ergebnisse der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mitfinanzierten Untersuchung.
In den Niederlanden nehmen Kirchen in Sachen Vertrauenswürdigkeit den letzten Platz ein. In Deutschland stehen sie an drittletzter Stelle, in Polen dagegen ganz oben, erläuterte Ziebertz. Ziel der Befragung sei es, den Zusammenhang von religiöser Einstellung und Lebensgestaltung sowie politischen und gesellschaftlichen Einstellungen zu erforschen.
Auch die Einschätzung zur Zukunft Europas spielte eine Rolle. Dabei hätten deutsche Jugendliche die persönlichen Folgen aus dem Zusammenwachen Europas für sich selbst überraschend schlecht eingeschätzt, sagte der Religionspädagoge. Hier schießt Deutschland deutlich aus der Reihe.
Etwa jeder vierte in der Studie befragte Gymnasiast hierzulande erklärte, er erwarte vor allem negative Auswirkungen für sein Leben. Überwiegend Positives erwarteten dagegen nur zwei Prozent der jungen Deutschen, während es in meisten anderen Ländern durchschnittlich rund 20 Prozent sind.
Dennoch ist die Einstellung zu Europa nicht grundsätzlich negativ, betonte Ziebertz. Jugendliche in allen Ländern sehen das Zusammenwachsen als gesellschaftlich und politisch wichtigen Prozess an. Deutsche und polnische Schüler bewerteten beispielsweise die Aussage am höchsten, dass Feinde von einst heute als Freunde zusammenleben.