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Irak: Blutige Anschläge

Die blutigen Anschläge im Irak gehen weiter. Bei einer Bombenexplosion vor einer schiitischen Moschee nordöstlich von Bagdad wurden am Donnerstag nach dem Abendgebet mindestens sieben Menschen getötet, mindestens 38 weitere wurden verletzt.

Im Westen des Landes wurden zwei US-Marineinfanteristen getötet. Ein US-Soldat kam bei einem Einsatz unweit von Mossul im Norden ums Leben. Die Zahl der US-Soldaten, die seit Beginn des Feldzugs im März 2003 im Irak ihr Leben ließen, stieg damit auf 1.359. In Mossul wurden drei kurdische Politiker erschossen. Bewaffnete hätten das Feuer auf ihr Auto eröffnet, sagte ein Sprecher der Demokratischen Partei Kurdistans von Massud Barzani am Freitag.

Auch fünf kurdische Milizionäre (Peschmerga) fielen der Explosion einer Autobombe zum Opfer. Außerdem wurde bei Mossul die Leiche eines Funktionärs der zweiten großen Kurden-Partei, der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) von Jalal Talabani, gefunden.

Ein US-Panzer hat am Freitagmorgen einen Kleinbus überrollt und dabei zehn Menschen getötet. Ein weiterer Iraker wurde bei dem Unfall in Muktadia, 45 Kilometer nordöstlich von Bakuba, verletzt, wie die Polizei in Bakuba mitteilte. Der Kleinbus war mit Pendlern besetzt.

Ein Kommando der Untergrundgruppe „Ansar al-Islam“ hat sich in einer Internet-Erklärung zu dem tödlichen Attentat auf den Stellvertreter von Großayatollah Ali al-Sistani, der höchsten geistlichen Autorität der irakischen Schiiten, bekannt. Die Organisation wird von den USA verdächtigt, Kontakte zu dem Terrornetzwerk Al Kaida (al-Qaeda) zu unterhalten. „Mit Gottes Hilfe war eine Abteilung von ’Ansar al-Islam – Saad bin Abi Wakkas’ bei der Tötung von Mahmud al-Madahaini, der ein führender Verfechter der (für den 30. Jänner geplanten) Wahlen war, erfolgreich“, hieß es am Donnerstag. Madahaini war am Mittwochabend südlich von Bagdad zusammen mit seinem Sohn und vier seiner Leibwächter ermordet worden. In der Erklärung hieß es, dies sei nicht der letzte Anschlag der Gruppe gewesen. Sie drohte mit Anschlägen auf Wahllokale.

UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat die irakische Bevölkerung aufgefordert, sich an den Wahlen zu beteiligen. „Ich ermuntere alle Iraker, ihr demokratisches Recht wahrzunehmen“, sagte er am Freitag auf einer Pressekonferenz am Rande einer UNO-Konferenz in Mauritius. Der Irak brauche eine möglichst breite Grundlage für einen erfolgreichen politischen Übergang. Deshalb sei es „unerlässlich“, auch die Sunniten in den Wahlvorgang mit einzubeziehen, betonte der Generalsekretär. „Ich rufe die (irakische) Regierung auf, ihre Bemühungen in dieser Hinsicht zu verstärken, und ich weiß, dass sie sich bereits darum bemüht.“

Nach jüngsten Umfragen der US-Behörden würden neun von zehn Sunniten nicht an den Wahlen teilnehmen, lediglich zwölf Prozent der befragten Sunniten – gegenüber 52 Prozent der Schiiten – glauben an „freie und faire“ Wahlen. Aufständische, die den Urnengang wegen der amerikanischen Militärpräsenz als nicht legitim betrachten, haben vor allem in den sunnitischen Kerngebieten und Teilen Bagdads ihre Anschläge und Terrorakte gegen die Infrastruktur des Wahlprozesses verstärkt. Im Westen von Bagdad erschossen unterdessen Unbekannte ein weiteres Mitglied der Wahlkommission. Abdelkarim Jassem al-Ubeidi, Leiter eines Wahlbüros im Bezirk al-Amel, sei am Donnerstagabend durch mehrere Kopfschüsse getötet worden, sagte ein Mitarbeiter des irakischen Innenministeriums am Freitag. Es war der achte tödliche Angriff auf ein Mitglied der Wahlkommission. Um die 275 Sitze in der künftigen Nationalversammlung bewerben sich 111 Parteien und Listen.

Die NATO-Ausbildungsmission im Irak wird möglicherweise kleiner ausfallen als ursprünglich vorgesehen. Eine Überprüfung habe ergeben, dass die irakische Armee „größere Kapazitäten“ habe als bisher angenommen, um ihre Offiziere selbst auszubilden, sagte der Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa, US-General James Jones, am Freitag im europäischen Hauptquartier der Allianz in Mons (Belgien). Deshalb würden wahrscheinlich weniger als die bisher geplanten 300 NATO-Vertreter benötigt. General Jones bestätigte, dass die Mission nur langsam vorankomme. Derzeit seien etwa hundert NATO-Vertreter in Bagdad, 60 weniger als in dem Stadium ursprünglich vorgesehen gewesen seien. Die Weigerung mehrerer NATO-Mitglieder – darunter Frankreich und Deutschland -, Armeevertreter für die Mission in den Irak zu entsenden, habe die Aufgabe zusätzlich erschwert, betonte der US-General. Auch Belgien, Griechenland und Spanien verweigern jeglichen Einsatz ihrer Soldaten im Irak.

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