Video: Gewalt gegen Guantanamo-Häftlinge
Demnach schlugen Wärter Häftlinge, banden einen zum Verhör auf einer Krankentrage fest und zwangen ein Dutzend weitere, sich von der Hüfte abwärts auszuziehen, wie aus einem als geheim eingestuften Bericht des US-Militärs hervorgeht. Ein Einsatzkommando bestand nur aus Frauen, was einen moslemischen Gefangenen regelrecht traumatisierte.
Ermittler des US-Oberkommandos Süd in Miami, dem Guantanamo untersteht, fertigten den Bericht an, nachdem sie im Juni vergangenen Jahres 20 Stunden Videos, aber nicht alle verfügbaren Aufnahmen begutachtet hatten. Sie benennen mehrere Fälle körperlicher Gewalt. Doch gebe es keine Hinweise auf eine systematische Misshandlung der Gefangenen, heißt es in dem sechsseitigen Bericht, der der Nachrichtenagentur AP vorliegt.
Die Bänder würfen aber Fragen über Fehlverhalten auf, einige Aufnahmen sollten daraufhin noch einmal sorgfältig überprüft werden. Das US-Militär sprach von zehn fundierten Missbrauchsfällen auf Guantanamo und teilte am Dienstag mit, dass dazu Zeugen in den USA und im Ausland befragt würden.
Eine vom 17. Februar 2004 datierte Videoaufnahme zeigt einen oder mehrere Mitglieder des Kommandos, die einen Gefangenen in einer Art und Weise schlagen, die nicht von den gebilligten Methoden zur Überwältigung von Gefangenen gedeckt ist. In fünf anderen Fällen sei diese Grenze nicht überschritten worden, heißt es. Andere Bänder zeigten weitere bedenkliche Praktiken: Einen Wärter, der auf den Kopf eines Häftlings kniet, oder ein Kommando, der einen Gefangenen für ein Verhör auf einer Bahre fixiert.
Der Bericht beschreibt außerdem, wie ein Anführer des Kommandos einen Gefangenen mehrfach mit Pfefferspray einsprüht, bevor die anderen in die Zelle kommen. In einem Dutzend Fällen wurden Häftlinge von der Hüfte abwärts entkleidet und in den so genannten Romeo-Block gesteckt, wo nach Berichten Freigelassener Gefangene oft tagelang nackt festgehalten wurden.
Dabei waren keine Frauen im Einsatz, doch warnt der Bericht die US-Regierung aus religiösen und kulturellen Gründen vor dem Einsatz von Frauenteams gegen Unruhe stiftende Häftlinge. Viele Insassen sind Moslems und Strenggläubige halten den Kontakt mit einer anderen Frau als der Ehefrau für verboten. Einige Häftlinge äußerten ihren Unmut über weibliche Militärpolizisten, die sie entweder eskortierten, oder sie als Mitglied der Einsatzkräfte berührten, heißt es in dem Bericht weiter.
In einem Fall sei ein Häftling regelrecht traumatisiert worden, in einem anderen habe ein Frauenteam einen Gefangenen aus seiner Zelle geholt. So etwas könne als explizit gegen Moslems gerichtet aufgefasst werden. Ein US-Militärsprecher wollte nichts dazu sagen, ob die Bildung rein weiblicher Einsatzkommandos einer besonderen Strategie folge. Der Anteil von Frauen an dem Wachpersonal auf Guantanamo liege bei 20 Prozent. Erst vergangene Woche wurde ein Dokument bekannt, wonach Frauen auf Guantanamo bei Verhören gläubige Moslems sexuell berührten, um sie zur Aussage zu bringen.
Der Jurist Arsalan Iftikhar vom Rat für Amerikanisch-Islamische Beziehungen in Washington sagte: Das offensichtliche Problem mit unseren Streitkräften ist ihre Unfähigkeit, internationale Gesetze einzuhalten. Viele von uns dachten, dass der Abu-Ghraib-Skandal im Irak uns wachgerüttelt hätte. Doch wiesen die Berichte über Guantanamo darauf hin, dass es systematische Misshandlungen gegeben habe.
Die Amerikanische Bürgerrechtsunion (ACLU) erklärte, trotz eines Gerichtsentscheids verweigere die Regierung die Herausgabe von Fotografien und Videoaufnahmen, die die Behandlung von Gefangenen dokumentieren. Washington mache das Persönlichkeitsrecht geltend, sagte ACLU-Anwalt Jameel Jaffer.
Der ehemalige FBI-Mann Joe Navarro bezweifelt, ob die Anwendung von Gewalt überhaupt ein geeignetes Mittel ist, Häftlinge zur Aussage zu bewegen. Schlechte Behandlung mache Gefangene eher widerspenstig, sagt der Verhörexperte.