AA

Lehmann: Papstrücktritt nur Eigenentscheidung

Die deutschen katholischen Bischöfe, Kardinal Lehmann vorneweg, reagieren auf die Diskussionen um den Rücktritt des schwer kranken Papst Johannes Paul II. Niemand könne ihn dazu bringen, gegen seinen Willen zurückzutreten.

Die deutschen katholischen Bischöfe haben die Freiheit des schwer kranken Papstes Johannes Paul II., weiterhin im Amt zu bleiben, betont. Natürlich könne der Papst theoretisch zurücktreten, sagte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann, am Montag im niedersächsischen Cloppenburg. „Aber nur er entscheidet darüber.“ Die mögliche Nachfolge des Papstes ist nach seinen Angaben bei der am Montag begonnenen Frühjahrs-Vollversammlung der Bischöfe in Cloppenburg kein Thema.

Der Diözesanbischof von Eichstätt in Bayern, Walter Mixa, ist überzeugt, dass Papst Johannes Paul II. trotz angeschlagener Gesundheit weiterhin die Kirche mit wachem Geist leitet. Die „geistige Frische und Aufmerksamkeit“ des Papstes sei unverkennbar, sagte Mixa laut Kathpress in einem Interview mit der Wochenzeitung „Neuburger Rundschau“. Sollte der Papst möglicherweise ins Koma fallen, rechnet Mixa nach eigenen Worten nicht mit einer Kirchenkrise. Denn der Papst sei nicht allein: „Die Kurie, vor allem die Kongregationen mit bewährten Mitarbeitern, sind bei jedem Papst in die Leitung der Kirche mit einbezogen“. Nach wie vor spreche Johannes Paul II. durch seine Botschaft und sein Auftreten die Menschen in „beeindruckender Weise“ an, so Mixa. Indem er zu seiner Gebrechlichkeit stehe, werte er den kranken und alten Menschen auf und zeige auf Jesus Christus.

Der Papst hatte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach Verlassen der Gemelli-Klinik am Sonntag Spekulationen über seinen Rücktritt zurückgewiesen. Er wolle die ihm von Jesus Christus anvertraute Mission erfüllen, betonte er vor dem Angelus-Gebet. Der italienische Kurienkardinal Camillo Ruini erklärte gegenüber der römischen Tageszeitung „La Repubblica“, das Kirchenoberhaupt verfüge „weiterhin über echte Arbeits- und Entscheidungsfähigkeit“.

Brasilianischer Kardinal sprach sich für Pontifex-Rücktritt aus

Der brasilianische Kardinal Paulo Evaristo Arns hat sich für den Rücktritt des Papstes aus Gesundheitsgründen ausgesprochen. Diese Auffassung hätten ihm gegenüber auch andere brasilianische Bischöfe geäußert.

In einem am Wochenende veröffentlichten Presseinterview betonte der emeritierte Erzbischof von Sao Paulo laut Kathpress, diese Auffassung hätten ihm gegenüber auch mehrere andere brasilianische Bischöfe geäußert. Ausführlich beschrieb der 83-jährige Kardinal seine engen persönlichen Beziehungen zu Johannes Paul II. Zugleich sagte er: „Ja, es ist Zeit, dass der Papst zurücktritt, damit die Kirche die Bewegung der Geschichte begleiten kann – diesen kritischen Moment, den wir durchleben, von großer Verantwortung für alle Nationen des Ostens und des Westens“.

Arns erinnerte daran, dass er selbst wegen seines Alters an einer künftigen Papstwahl nicht mehr beteiligt sein werde. Er war einer der wichtigsten Protagonisten der „Theologie der Befreiung“ und trug maßgeblich zum Sturz der Militärdiktatur in Brasilien bei.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Lehmann: Papstrücktritt nur Eigenentscheidung
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.