Irak: Parlament kann sich nicht einigen
Das sagte Altpräsident Hachim al-Hasani dem staatlichen irakischen Fernsehsender Al Irakiya. Ghazi al-Yawar, der für den Posten favorisiert wurde, hatte dieses Amt im Vorfeld abgelehnt. Die Abgeordneten wollen sich nun bis Sonntag auf einen sunnitischen Konsens-Kandidaten einigen. Sonntag wird ein entscheidender Tag in der Geschichte des Nationalrats, sagte Al-Hasani.
Schon kurz nach Beginn der Sitzung begannen die Abgeordneten, darüber zu streiten, ob sie ihre Entscheidung vertagen sollten. Der Vorsitzende schickte die Journalisten hinaus, und die Debatte ging zunächst hinter verschlossenen Türen weiter. Obwohl die sunnitischen Parteien die historische Wahl im Jänner boykottiert hatten, soll der Parlamentspräsident aus ihren Reihen kommen. Kurden und Schiiten sehen in der Einbeziehung der Sunniten in eine Regierung die Chance, die Lage im Land zu stabilisieren.
Die Politiker wollten Interimspräsident Yawar zum Parlamentsvorsitzenden ernennen, was dieser jedoch abgelehnt hat. Stattdessen strebt er den Posten eines Vize-Präsidenten an. Blockiert wird die Regierungsbildung zudem vom Streit über die künftige Rolle des Islam sowie über die Besetzung der bis zu 50 Ministerposten. Doch der Zeitdruck ist immens: Die Abgeordneten sollen bis Mitte August den Entwurf für eine Verfassung fertig stellen.
Wie schon bei der ersten Parlamentssitzung am 16. März brachten die Aufständischen auch am Dienstag mehrere Bomben in der Nähe des Regierungsviertels zur Detonation. Über Opfer in Bagdad gab es zunächst keine Berichte.
Im Irak sind unterdessen drei rumänische Journalisten entführt worden. Wie am Dienstag bekannt wurde, werden seit Montag eine Reporterin und ein Kameramann des Fernsehsenders Prima TV sowie ein Korrespondent der Tageszeitung Romania Libera vermisst. Sie seien am Abend aus ihrem Hotel in Bagdad gekidnappt worden, teilte die Zeitung mit. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Auch eine Lösegeldforderung lag offenbar nicht vor. Die rumänische Regierung richtete einen Krisenstab ein.
Prima TV erklärte, die Journalistin Marie Jeanne Ion habe die Redaktion angerufen und mitgeteilt, sie sei entführt worden. Offenbar an die Geiselnehmer gewandt, sagte die Journalistin: Tötet uns nicht, wir sind aus einem armen Land und haben kein Geld. Später habe Ion eine SMS geschickt mit dem Text: Hilfe. Dies ist kein Scherz. Wir wurden gekidnappt. Vor ihrer Entführung hatten die Journalisten laut Romania Libera den irakischen Übergangsministerpräsidenten Iyad Allawi interviewt.
Der rumänische Präsident Traian Basescu versprach, seine Regierung werde alles tun, um die Journalisten zu finden. Basescu sagte am Dienstag, er habe mit allen zuständigen Institutionen, darunter auch ausländischen Geheimdiensten, Kontakt aufgenommen, um das Problem zu lösen. Zu der Entführung sei es in der Nähe Bagdads in einer Gegend gekommen, die eher nicht für politische Entführungen sondern eher für Banditen-Angriffe bekannt sei, so dass es einen Hoffnungsschimmer gebe, sagte Basescu. Rumänien hat im Irak rund 800 Soldaten stationiert.