AA

Powell: "USA war zu polternd"

Ex-US-Außenminister Colin Powell hat diplomatische Fehler der USA vor dem Irak-Krieg eingeräumt. "Wir waren manchmal zu laut, zu direkt, zu polternd vielleicht. Da hat es die Europäer wohl geschaudert."

Das sagte Powell laut einer Vorausmeldung vom Mittwoch in einem Interview mit der deutschen Illustrierten „stern“. Worte wie „Old Europe“ von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hätten „nicht gerade vertrauensbildend gewirkt“.

Powell, der Ende Jänner aus seinem Regierungsamt ausgeschieden ist, bezog auch George W. Bush in die Kritik ein. Der Präsident habe „manche Standpunkte vielleicht überdeutlich dargestellt“, sagte er. „Aber so begannen Veränderungen“, fügte Powell hinzu. „Schauen Sie auf den Nahen Osten.“ Bush gebühre „die Ehre, dass er den Menschen dort aus der Seele gesprochen hat“.

Powell bestätigte, dass es in der US-Regierung zu Differenzen über die Vorgehensweise gegen den irakischen Machthaber Saddam Hussein gekommen sei. „Ich dachte, es gäbe die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung“, sagte der Ex-Außenminister. „Einige meiner Kollegen waren der Ansicht, es könnte nur auf militärischem Weg erfolgen. Und so ist es auch gekommen.“ Insbesondere Vizepräsident Dick Cheney zählte laut Powell zu den Kriegsbefürwortern. „Ich bin mir sicher, dass der Vizepräsident von Anfang an der Ansicht war: Das werden wir nie auf diplomatischem Weg lösen können.“

Er sei „wütend und sauer“, sagte Powell im Rückblick auf seinen Auftritt vor den Vereinten Nationen am 5. Februar 2003, als er der Welt falsche Informationen über angebliche Massenvernichtungswaffen im Irak präsentierte. „Einige dieser Informationen waren falsch. Das wusste ich damals nicht“, so Powell. „Hunderte Millionen haben das damals im Fernsehen verfolgt. Ich werde immer als derjenige dastehen, der die Sache vorgetragen hat. Damit muss ich leben.“

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Powell: "USA war zu polternd"
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.