Unmittelbar nach seiner Wahl auf den Spitzenposten kündigte der 61-Jährige am Donnerstag eine umfangreiche Prüfung der wichtigsten Funktionen der Weltbank an. Nach einer ungeschriebenen Absprache unter den größten Anteilseignern der Weltbank steht der Chefposten einem Amerikaner zu. Die Nominierung von Wolfowitz war aber weltweit auf Kritik gestoßen. Der bisherige stellvertretende US-Verteidigungsminister ist ein enger Vertrauter von Präsident George W. Bush und gilt als Architekt des Irak-Kriegs. Es wurde die Befürchtung geäußert, dass Wolfowitz er Weltbank den Stempel der US-Politik aufsetzen könnte.
Die programatische Überprüfung, die Wolfensohn ankündigte, spiegelt Forderungen und Vorstellungen der USA, aber auch anderer Industrieländer in der Weltbank, wider. So will Wolfowitz prüfen, ob die Weltbank sich aus Krediten für Ländern mit mittleren Einkommen zurückziehen soll, die sich auch an den internationalen Finanzmärkten finanzieren können.
Auf den Prüfstand sei auch die Frage, ob den ärmsten Länder nicht eher mit Beihilfen als mit Krediten geholfen werden soll. Der neue Präsident will zudem sehen, ob die Weltbank sich vom Kreditgeber mehr zum technischen Berater wandeln soll. Für solche Dienste sollten Länder, die es sich leisten können, bezahlen.
Der neue Präsident übernimmt die Organisation mit 10.000 Mitarbeitern in aller Welt Amt am 1. Juni. Er löst den ehemaligen Investmentbanker James Wolfensohn ab, der nach zehn Jahren in den Ruhestand geht. Als Nachfolger von Wolfowitz im Pentagon nominierte das Weiße Haus Marine-Staatssekretär Gordon England.