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Nahost: Gewalt eskaliert wieder

Zwei Monate nach Ausrufung einer Waffenruhe in Nahost eskaliert wieder die Gewalt. Bei Zusammenstößen beim Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem wurden am Sonntag mehrere israelische Polizisten verletzt.

Die Polizei nahm mehr als 20 ultrarechte Juden fest. Dabei handelte es sich um Mitglieder der radikalen Bewegung Revava (Die Zehntausend), die sich für die Errichtung eines neuen jüdischen Tempels ausspricht. Etwa 3000 Polizisten waren im Einsatz, um ihren demonstrativen Besuch auf dem Tempelberg zu verhindern, der als explosives Pulverfass des Nahen Ostens gilt.

Statt der angekündigten mehreren tausend rechtsgerichteten Demonstranten erschienen nur ein paar Dutzend am Tempelberg. Vier rechte Abgeordnete wurden daran gehindert, das Heiligtum zu betreten. Polizeiminister Gideon Ezra sagte, die Gruppe Revava habe dennoch ihr Ziel erreicht, Sicherheitskräfte aus allen Teilen des Landes in Jerusalem zu binden. Die Organisatoren hatten von einem Probelauf für den Sommer gesprochen: Dann wollen sie die Polizei in Atem halten, damit sie nicht den Abzug aus dem Gazastreifen sichern kann.

Der Tempelberg mit Klagemauer und Al-Aksa-Moschee gehört zu den heiligsten Stätten des Judentums und des Islams. Ein demonstrativer Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers und heutigen Ministerpräsidenten Ariel Sharon auf dem Tempelberg hatte im September 2000 den Palästinenseraufstand Intifada ausgelöst.

Auf der religiösen Stätte selbst versammelten sich am Sonntag etwa 10.000 gläubige Moslems, die ihr Heiligtum in Gefahr sahen. Unter ihnen befand sich auch ein bekannter Führer der radikal-islamischen Hamas-Bewegung, Hassan Yussuf. Als alter Mann verkleidet war es ihm gelungen, die strengen Polizeikontrollen zu passieren. Er rief in Fernsehinterviews zur Rettung des Tempelbergs auf, den Moslems als „Haram al-Sharif“ (Edles Heiligtum) verehren. Im Westjordanland demonstrieren mehrere tausend Palästinenser gegen die geplante Kundgebung am Tempelberg.

Militante Palästinenser feuerten am Sonntag nach tödlichen Schüssen der israelischen Armee auf drei Jugendliche mehrere Dutzend Mörsergranaten auf israelische Siedlungen im Gazastreifen ab, wie die Armee mitteilte.

Ministerpräsident Sharon reiste derweil zu einem Treffen mit US-Präsident George W. Bush in die USA. Bei dem Gespräch an diesem Montag auf Bushs Ranch in Crawford im Bundesstaat Texas soll es unter anderem um das strittige Thema des Ausbaus jüdischer Siedlungen gehen.

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