Ein Jahr EU-Erweiterung
Der EU-Beitritt Sloweniens hatte auf den Kärntner Arbeitsmarkt keine nachteiligen Auswirkungen. Arbeiterkammerpräsident Günther Goach und Gewerkschaftschef Adam Unterrieder betonten im APA-Gespräch, dass die Zahl der Gastarbeiter aus dem südlichen Nachbarland seit 1995 sogar deutlich zurückgegangen sei.
Es gab keine dramatischen Einbrüche, sagte Goach. Der Kärntner Arbeitsmarkt sei offenbar für Slowenien nicht sonderlich attraktiv. Waren vor zehn Jahren noch 1.442 slowenische Staatsbürger hierzulande beschäftigt, so sank ihre Zahl im vergangenen Jahr auf knapp über 1.000. Die ausgehandelten Übergangsfristen bei der Personen- und Dienstleistungsfreiheit hätten sich als wirksames Instrument zum Schutz des heimischen Arbeitsmarktes erwiesen, meinte der AK-Präsident.
Dazu kommt laut Goach, dass die slowenische Wirtschaft seit dem Jahr 1992 ein stabiles Wachstum aufweise und die Arbeitslosigkeit kontinuierlich zurück gehe: Das Bruttoinlandsprodukt erreicht im slowenischen Zentralraum schon 95 Prozent des EU-Durchschnitts und liegt damit etwa auf Kärntner Niveau. Auch das Lohnniveau steige ständig, in den Ballungsräumen habe es bereits 80 Prozent der Einkommen in Kärnten erreicht.
Probleme auf dem Arbeitsmarkt gebe es durch die so genannten Schein-Selbstständigen, betont Unterrieder: Das betrifft aber nicht unsere südlichen Nachbarn, sondern die kommen eher aus Polen, Tschechien oder der Slowakei. Die Zusammenarbeit mit Slowenien funktioniert aus seiner Sicht auf allen Ebenen sehr gut. Die Gewerkschaften hätten seit langem freundschaftliche Kontakte zueinander, die seit dem Beitritt noch intensiviert worden seien.
Für Wirtschaftskammerpräsident Franz Pacher ist mit dem EU-Beitritt Sloweniens eine Vision in Erfüllung gegangen. Er weist darauf hin, dass der Pro-Kopf-Umsatz österreichischer Waren beim Nachbarn mit 1.000 Euro pro Jahr geradezu sensationelle Ausmaße habe: In keinem anderen Land der Welt kaufen die Bewohner so viele Produkte aus Österreich.
Die WK-Kärnten hat ein Business Network Kärnten-Slowenien ins Leben gerufen. Dieses unterstütze vor allem Klein- und Mittelbetriebe, die grenzüberschreitend agieren wollen, vermitteln Gesprächs- und Kooperationspartner ebenso wie Zulieferer. Die Entwicklung sei dynamisch, die wirtschaftlichen Verflechtungen werden nach Ansicht Pachers noch weiter zunehmen.