Nach Auszählung von 95 Prozent der Wahlkreise kommt die Labour-Partei auf 353 der 646 Mandate und sicherte sich damit erneut die absolute Mehrheit, obwohl landesweit nur 36 Prozent der Stimmen für sie abgegeben wurden. Die Konservativen halten bei 195 Sitzen (33,2 Prozent der Stimmen) im neuen Unterhaus. Die Liberaldemokraten entsenden mindestens 59 Abgeordnete (22,6 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei rund 60 Prozent.
Obwohl Labour im Vergleich zu 2001 landesweit fünf Prozentpunkte verlor, blieb ihm dank des Mehrheitswahlrechts die absolute Mehrheit im Unterhaus erhalten. Der Mandatsüberhang gegenüber den anderen Parteien wurde jedoch mehr als halbiert: Von 161 auf nur noch 70 bis 80 Mandate. Blair räumte ein, dass der Irak-Krieg zu diesen Verlusten beigetragen hatte. Er zeigte sich nach dem Wahlsieg nachdenklich und versprach in einer Rede vor seinen Anhängern: Wir müssen den Menschen zuhören und weise und vernünftig antworten. Er wisse, dass der Irak ein strittiges Thema sei. Aber ich hoffe, dass wir uns wieder zusammenraufen und nach vorn schauen können.
Howard dankt ab
Bald Brown als neuer Premier?
Tory-Führer Howard bezeichnete das Wahlergebnis als echten Fortschritt zu unserer Erholung. Er verteidigte sein Parlamentsmandat im südenglischen Wahlkreis Folkestone mit 53,9 Prozent der Stimmen, 8,9 Prozentpunkte mehr als bei der Wahl vor vier Jahren. Howard führte den Wahlkampf seiner Partei vor allem mit der Forderung nach strikteren Kontrollen der Einwanderung und einer verstärkten Bekämpfung der Kriminalität. Michael Portillo von der Konservativen Partei sagte, das Ergebnis werde den innerparteilichen Druck auf Blair verstärken, der diesmal weit hinter den Labour-Erdrutschsiegen von 1997 und 2001 zurückgeblieben ist.
So würden sich die Anhänger Browns schon überlegen, wie schnell sie Tony Blair aus der Downing Street bringen können. Mit einem anderen Spitzenmann hätte ihre Partei ein besseres Ergebnis erzielt, sagte die Labour-Politikerin Clare Short, die die Regierung im Streit um die Irak-Politik verließ. Jedes Ergebnis mit einer Mehrheit von weniger als 100 Mandaten würde für Blair eine schwierige Zeit bedeuten, sagte William Jones von der Universität Manchester. Allerdings regierte die konservative Premierministerin Margaret Thatcher 1979 mit einer Mehrheit von 43 Stimmen. Ihr Nachfolger Major hatte nur eine Mehrheit von 21 Abgeordneten, die zum Ende seiner fünfjährigen Amtszeit 1997 auf null zusammenschrumpfte.