Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts polis im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Demnach kommen 49 Prozent der Befragten mit den neuen Regeln einigermaßen zurecht, fünf Prozent berichten von sehr guten Kenntnissen. Die andere Hälfte der Befragten beherrscht die neue Rechtschreibung kaum (21 Prozent) oder gar nicht (24 Prozent).
Das neue Regelwerk sollte ursprünglich am 1. August eingeführt werden. Für die deutschen Schulen und Behörden verbindlich werden jetzt allerdings bisher nur die unstrittigen Teile der neuen Regeln. In Österreich will man die nächste Sitzung des Rats für deutsche Rechtschreibung am 3. Juni in Mannheim abwarten. Dabei will der Rat endgültig seine Änderungsvorschläge zur Getrennt- und Zusammenschreibung beschließen. Dies ist der am stärksten kritisierte Teil des Regelwerkes.
Wird kein Kompromiss in dem Expertengremium erreicht, steht die gesamte Arbeit des Rates in Frage, der Ende 2004 nach anhaltender Kritik an Reform ins Leben gerufen worden war. Er setzt sich aus Sprachwissenschaftlern, Vertretern von Verlagen, Schriftsteller- und Journalistenverbänden, Lehrerorganisationen sowie des Bundeselternrates zusammen. 18 Mitglieder des Rats kommen aus Deutschland, je neun aus Österreich und der Schweiz. Vertreter aus Liechtenstein und Bozen-Südtirol nehmen als kooptierte Mitglieder an den Sitzungen teil.
Für die repräsentative Umfrage wurden am 23. und 24. Mai 1017 Menschen im Alter von 14 Jahren an telefonisch befragt. Die Jüngeren der Befragten kommen mit der neuen Schreibweise deutlich besser zurecht: So beherrschen von den 14- bis 34-Jährigen etwa drei Viertel die Regeln. Nur sieben Prozent kennen sich nach eigenen Angaben mit der im Sommer 1998 eingeführten Orthografie gar nicht aus. Bei den 14- bis 19-Jährigen geben sogar 19 Prozent an, die neue Rechtschreibung perfekt zu können, 73 Prozent von ihnen sagen, sie beherrschen die Regeln zumindest einigermaßen. Von den über 60 Jahre alten Befragten hat hingegen beinahe jeder Zweite (48 Prozent) gar keine Regelkenntnis. Nur zwei Prozent der in dieser Altersgruppe Befragten geben an, die neuen Rechtschreibregeln perfekt zu kennen.
Neben dem Alter spielt auch die Schulbildung eine Rolle. Während 62 Prozent der Befragten mit Abitur nach eigener Einschätzung die Regeln perfekt (7) oder einigermaßen (55) beherrschen, berichten nur 38 Prozent der Hauptschulabsolventen von einigermaßen guten Kenntnissen. Perfekt beherrscht von dieser Gruppe laut polis-Umfrage niemand die neue Orthografie.