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Leon Askin ist tot

Der in Wien geborene Hollywood-Altstar Leon Askin ist heute, Freitag, Morgen im Alter von 97 Jahren im Franz-Josefs-Spital in Wien gestorben, so Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S).

Askin, der 1940 in die USA emigrieren musste, fand dort nach dem Zweiten Weltkrieg große Anerkennung als Regisseur und Schauspieler. Er verkörperte rund 100 Film- und Fernsehrollen, u.a. in „One, Two, Three“ von Billy Wilder oder „Das Testament des Dr. Mabuse“ von Fritz Lang.

Mit Askin ist wahrscheinlich die letzte große Persönlichkeit österreichischer Film- und Theaterschaffender gestorben, die nach der Flucht vor dem Nationalsozialismus im amerikanischen Exil Karriere gemacht haben. Askin sei eine „Legende internationaler Schauspielkunst“ und „eine der beeindruckendsten Schauspielerpersönlichkeiten“ gewesen und habe „internationale Filmgeschichte geschrieben“, so Kunststaatssekretär Franz Morak (V) in einer Würdigung. Als „großen Schauspieler und Künstler“ und „einen wunderbaren Menschen“ bezeichnete Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) den Verstorbenen, der von der Stadt Wien ein Ehrengrab erhalten wird.

„Ein großer Humanist und Menschenkenner, ein Schauspieler mit Haltung und Weitsicht ist von uns gegangen“, so Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S). Für SPÖ-Kultursprecherin Christine Muttonen war Askin „einer der großen Schauspieler des 20. Jahrhunderts“. Der Leiter des österreichischen Filmmuseums Alexander Horwath betonte, dass für Askin insbesondere nach seiner Rückkehr nach Wien nicht nur seine schauspielerische Karriere im Mittelpunkt gestanden habe, sondern „seine Zeitzeugenschaft und sein ungebrochener Wille, über die Vertreibung und über jene zu sprechen, die umgebracht wurden“. Regisseur Paulus Manker würdigte Askin als „sehr feiner Mensch und feiner Kollege“, der trotz seines tragischen Backgrounds auch „ein großer Lausbub“ gewesen sei.

Askin wurde am 18. September 1907 in Wien als Leon Aschkenasy geboren. Er debütierte 1928 an der Josefstadt. 2003 feierte er im Schauspielhaus Wien sein 75-jähriges Bühnenjubiläum. Während seiner Hollywood-Karriere hat er u. a. im ersten Streifen in Cinemascope-Format („The Robe“ mit Richard Burton, 1953) mitgewirkt. Breite US-Popularität erlangte er Ende der 1960er Jahre als NS-Offizier in der Fernsehserie „Hogan’s Heroes“.

Askin spielte insgesamt in mehr als 60 Hollywood-Filmen in Nebenrollen – unter anderem war er in „Desert Legion“, „Son of Sindbad“, „The Veils of Bagdad“, „Three Lives“ und „Die Lachbombe“ zu sehen. Er arbeitete unter anderem mit Stars wie Victor Mature, Doris Day, Danny Kaye, Gloria Swanson, James Cagney, Richard Burton, Peter Ustinov und Jean Simmons.

Askin verkörperte nach eigener Aussage „vor allem Russen, Franzosen, Araber, Rumänen, Ungarn, Chinesen und Tschechen, aber keine Amerikaner. Also alle diejenigen Nationalitäten, die im Film einen Akzent hatten.“ Seine letzte Filmrolle spielte er in Houchang Allahyaris „Ene mene muh – und tot bist du“ (2001).

Während seiner Zeit in den USA absolvierte Askin immer wieder Gastspielreisen nach Europa. Vielgerühmt war sein „Othello“ 1957 in Hamburg, besonders in Wien feierte er wiederholt Publikumserfolge, etwa als Marquis de Sade oder als Pozzo in „Warten auf Godot“ am Wiener Burgtheater.

1994 kehrte Askin nach Wien zurück. Diese Heimkehr hatte allerdings einen bitteren Beigeschmack, wurde ihm doch zunächst die Aufenthaltsgenehmigung verweigert. Erst nach heftigen Interventionen wurde der Bescheid rückgängig gemacht. 1994 erhielt er das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 1996 den Berufstitel Professor und 2002 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.

Askin war fast bis zu seinem Tod als Schauspieler aktiv – unter anderem in Joshua Sobols „Alma. A SHOW BIZ ans ENDE“, in „Das Land des Lächelns“ in der Volksoper und in mehreren Filmen – und beeindruckte in seiner Alterswürde, vor allem mit seinen Jura Soyfer-Lesungen, auch als eine Art moralische Instanz. 1997 hat Egon Humer eine Dokumentation über Askin gedreht, der 1989 unter dem Titel „Quietude and Quest“ seine Autobiografie geschrieben und 2002 im Alter von 95 Jahren noch einmal geheiratet hat.

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