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D: Stoiber in der Zwickmühle

König in Bayern oder Vasall in Berlin - CSU-Chef Edmund Stoiber kann es sich aussuchen, ob er im Falle eines Unions-Wahlsiegs von der Isar an die Spree wechselt.

Seine Entscheidung will Stoiber erst nach der Wahl treffen. Es wird jedoch zunehmend fraglich, ob der bayerische Ministerpräsident sich seine Optionen so lange offen halten kann. Trotz der nachdrücklichen Stoiber-Bitte um Zurückhaltung macht CSU-Landesgruppenchef Michael Glos öffentlich Druck. Stoiber sitzt ohne eigenes Zutun in einer Zwickmühle.

Denn ein öffentlicher Anspruch Stoibers auf ein wichtiges Berliner Regierungsamt würde in Bayern eine hitzige Nachfolgediskussion auslösen und die Bundestagswahl überlagern – ganz zu schweigen von möglichem Ärger mit der CDU. Ein klarer Verzicht Stoibers aber würde die CSU im Wahlkampf ebenfalls schwächen – denn eine christsoziale Landesliste ohne Stoiber als Zugpferd auf Platz eins könnte manchem Wähler wie eine B-Mannschaft vorkommen.

Klarheit erst nach der Wahl

CSU-intern hat Stoiber nachdrücklich klar gemacht, dass er Klarheit erst nach der Wahl will – verbunden mit der Aufforderung an seine Parteifreunde, das auch zu respektieren. „Das war schon überraschend in dieser Deutlichkeit“, sagte ein CSU-Landtagsabgeordneter nach entsprechenden Äußerungen Stoibers bei der letzten Fraktionssitzung in der vergangenen Woche.

Die CSU-Landesleitung versucht, eine Debatte erst gar nicht aufkommen zu lassen: Angesichts der Größe der Aufgabe spielten Personaldebatten absolut keine Rolle, sagt Generalsekretär Markus Söder. Das sei „die siebzigste oder achtzigste Frage“.

Glos pro Stoiber-Umzug

Inoffiziell räumen aber viele in der Parteispitze ein, dass die Frage nach Stoibers Zukunft für die CSU von allergrößter Bedeutung ist. Landesgruppenchef Michael Glos kam am Wochenende aus der Deckung: „Ich würde mir wünschen, dass er nach Berlin kommt“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“.

Glos will erreichen, dass die CSU in einer unionsgeführten Regierung das größtmögliche Gewicht hat. Auch in München wird überlegt, wie die CSU ihren Einfluss in Berlin sichern kann. Auf Länderebene ist die CDU derzeit so stark wie selten zuvor. „Bei Gremiensitzungen in Berlin haben Sie zehn CDU-Ministerpräsidenten vor sich sitzen“, sagt ein CSU-Präside. Auch hier die Überlegung: Angesichts solch geballter Übermacht kann nur das größte Kaliber helfen – eben Stoiber.

Sonderstellung

Die Sonderstellung der CSU in der Bundespolitik erklärt sich zum einen daraus, dass die Christsozialen eine Bundespartei sind und kein bloßer CDU-Landesverband – zum anderen aber aus der scheinbar ewigen absoluten Mehrheit in Bayern. Bei der letzten Bundestagswahl 2002 erzielte die CSU 58,6 Prozent und damit allein in Bayern mehr Stimmen als die FDP in ganz Deutschland. Die CSU-Führung hofft, erneut drittstärkste Kraft im Bundestag zu werden.

Säße Stoiber in Berlin, so eine Befürchtung, könnte das der CSU in Bayern letztlich sogar schaden. Stoiber ist nach eigenem Bekunden leidenschaftlich gern CSU-Chef. Seinem Vorgänger als Parteichef, Theo Waigel, ist die Arbeitsteilung zwischen CSU-Vorsitz und Bundesfinanzministerium bekanntermaßen nicht gut bekommen. Er trat 1998 vom Parteivorsitz zurück, nachdem die CSU bei der Bundestagswahl nur noch knapp 48 Prozent eingefahren hatte.

Mit Merkel auf Augenhöhe

Ein dritter Faktor: Stoiber möchte mit CDU-Chefin Angela Merkel auf Augenhöhe spielen. Am Kabinettstisch müsste er sich unterordnen. Ein vierter Faktor: Stoiber hat in der Vergangenheit aus seiner Abneigung gegen Koalitionen nie ein Hehl gemacht. (O-Ton: „Koalitionsgewürge“).

Und zu guter Letzt: Stoibers Ehefrau Karin wird in CSU-Kreisen keine große Liebe zu Berlin nachgesagt. „Es geht darum, wie wir der CSU langfristig die beste Position verschaffen“, sagt ein Präsidiumsmitglied. „Da muss man viele Faktoren berücksichtigen.“

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