Wegen des gespannten Verhältnisses Moskaus zu Warschau war Polens Staatschef Aleksander Kwasniewski nicht zu den 750-Jahr-Feiern Königsbergs (heute Kaliningrad) in die russische Ostsee-Exklave eingeladen worden. Es sei verwunderlich, dass Schröder und Chirac dies gegenüber Putin nicht angesprochen haben, war am Montag zu lesen.
Es ist beunruhigend, dass Kanzler Schröder und Präsident Chirac nicht auf das Vorgehen des russischen Präsidenten reagiert haben, der mit allen denkbaren Mitteln versucht, die Europäische Union zu spalten”, schreibt die konservative Tageszeitung Rzeczpospolita” in einem Kommentar. Die liberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza” urteilt, Schröder und Chirac hätten gute Miene zum bösen Spiel” gemacht. Offenbar erlaube die Freundschaft mit Putin den in ihren Ländern geschwächten Politikern, den Anschein von Staatsmännern einer Großmacht zu bewahren”.
Auch Stefan Meller, Botschafter Warschaus in Moskau, äußerte in einem Interview indirekt Kritik an den EU-Partnern. In Kaliningrad habe sich der Klub der Freunde Russlands” getroffen, so der Diplomat. Zuletzt zeigten sich polnische Medien und Diplomaten empört darüber, dass Putin Polen bei seiner Rede zum 60. Jahrestag des Kriegsendes nicht erwähnte.
Kaliningrad ist auf dem Land von Polen und Litauen umschlossen. Wegen des ähnlich gespannten Verhältnisses zu Vilnius wurde auch kein Vertreter des baltischen Staates zu den Feierlichkeiten am Wochenende eingeladen. Das 1945 im Potsdamer Abkommen der Sowjetunion zugesprochene Gebiet, das nach dem ehemaligen sowjetischen Staatsoberhaupt Michail Kalinin benannt wurde, ist noch immer ein wichtiger Militärstützpunkt Russlands. Die Gründung von Königsberg erfolgte im Jahr 1255 durch den Deutschen Orden. Die Universität, die im 18. Jahrhundert den Philosophen Immanuel Kant hervorbrachte, wurde 1544 gegründet. 1701 wurde in Königsberg der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. als Friedrich I. zum ersten preußischen König gekrönt.
Chirac mokiert sich bei Dreiergipfel über Briten
Mit Blick auf den G-8-Gipfel in Schottland und die britische EU-Präsidentschaft hat sich Frankreichs Präsident Jacques Chirac kräftig über die Briten mokiert. Das einzige, was sie für die europäische Landwirtschaft getan haben, ist der Rinderwahn, sagte Chirac nach einem Bericht der Pariser Libération am Wochenende beim Dreiergipfel mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und dem russischen Staatschef Wladimir Putin bei Kaliningrad (Königsberg).
Schröder und Putin hätten demnach herzlich über diesen Spruch gelacht, ebenso wie über Chiracs Aussage: Man kann Leuten nicht trauen, die eine so schlechte Küche haben. Regierungssprecher Jean-Francois Copé zeigte sich in Paris weniger redefreudig: Er lehnte am Montag jeden Kommentar dazu ab.
Dem Libération-Bericht zufolge frotzelte Chirac auch über die konkurrierenden Bewerbungen von Paris und Moskau um die Olympischen Sommerspiele: Als Schröder demnach vorschlug, beide Kandidaturen zusammenzulegen, sagte der Franzose, dies sei denkbar, wenn Moskau den Zuschlag bekommt. Putin antwortete scheinbar mit einem Stöhnen, auf Deutsch, an Schröder gewandt mit einem Ach, diese Franzosen. Der Kanzler sagte darauf lachend, die Franzosen seien nun einmal so: In der Europäischen Union machen sie immer Kompromisse mit meinem Geld. Nicht maulfaul, habe Chirac pariert: Ich nehme das Geld da, wo es ist.