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Gaza: Tausende sammeln sich für Protestmarsch

Tausende ultra-nationalistische Israelis haben sich am Mittwoch zu einem Marsch in den Gaza-Streifen versammelt, wo sie gegen die geplante Auflösung der jüdischen Siedlungen protestieren wollten.

Rund 15.000 Polizisten waren aufgeboten, um den Protestzug von der Ortschaft Ofakim über die Grenze in den rund 20 Kilometer entfernt liegenden größten Siedlungskomplex Gush Katif zu verhindern.

Bereits im vergangenen Monat hatten die Sicherheitskräfte einen ähnlichen Marsch verhindert. Israel will von Mitte August an alle 21 Siedlungen im Gaza-Streifen sowie vier der rund 120 Siedlungen im Westjordanland räumen.

In einem Waldstück im Südwesten Ofakims errichteten die oft in der orangenen Farbe der Abzugsgegner gekleideten Demonstranten – überwiegend Familien mit kleinen Kindern sowie Jugendliche – eine Zeltstadt. Am Vortag demonstrierten rund 25.000 Menschen im Grenzort Sderot gegen die Abzugspläne der Regierung von Ministerpräsident Ariel Sharon. „Es mag vielleicht einen Tag, zwei Tage oder zwei Wochen dauern, aber wir haben nicht die Absicht zu weichen“, sagte der Organisator des Marsches, Zwiki Bar Hai, dem israelischen Fernsehen. „Wir werden gewaltfrei vorrücken.“

Die Polizei befürchtete dennoch Zusammenstöße mit radikalen Nationalisten. Ein Demonstrant sagte allerdings: „Wir werden nicht unsere Hand gegen die Polizei erheben, die zu unserer Familie gehört“. Wenn die Veranstalter den Marsch abbliesen, würden sich die Demonstranten dem fügen.

Der Chef der Einsatzkräfte, Bentsi Ochajon, bekräftigte noch einmal, die Demonstranten würden nicht nach Gush Katif vorgelassen. Bereits seit einigen Wochen wird Israelis die Weiterfahrt in den Gaza-Streifen verwehrt, sofern sie nicht in den Siedlungen leben. Damit will die israelische Regierung das Einsickern radikaler Unterstützer der Siedler verhindern, um den Abzug nicht zu erschweren. Die Polizei nahm am Mittwoch kurzzeitig etwa 30 Demonstranten fest, die an einer Straßensperre vorbei versuchten, die Grenze zu überwinden, und dabei offenbar die Entschlossenheit der Sicherheitskräfte testen wollten.

In Meinungsumfragen hat sich eine knappe Mehrheit der Israelis für den Abzug aus dem Gaza-Streifen ausgesprochen. Nach Ansicht Sharons hat Israel keine Chance das Gebiet zu halten, wo rund 8.500 Siedler und 1,4 Millionen Palästinenser leben. Zudem habe der Gaza-Streifen weder eine ökonomische noch strategische Bedeutung für Israel. Gegner der geplanten Trennung von den Palästinensern sehen in dem Abzug dagegen einen Betrug an jüdischen Ansprüchen auf biblisches Land und eine Belohnung palästinensischer Gewalt.

Von den Abzugsplänen im Gaza-Streifen und im Westjordanland sind 9.000 Siedler betroffen, weniger als vier Prozent aller 240.000 Siedler. Die große Mehrheit der Siedler lebt im Westjordanland unter 3,8 Millionen Palästinensern. Israel befürchtet, dass es beim Abzug zu Angriffen radikaler Palästinenser kommen könnte.

Die palästinensische Organisation Islamischer Jihad kündigte für die Räumung der jüdischen Siedlungen jedoch einen Stopp der Raketenangriffe an. Damit solle ein reibungsloser Ablauf des Abzugs der Israelis gewährleistet werden.

Am Dienstag waren nach Polizeiangaben 25.000 Abzugsgegner – die Veranstalter sprachen von 50.000 – gewaltfrei durch Sderot marschiert. „Das ganze Land gehört uns“, stand auf einem Transparent.

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