Der Kompromissvorschlag des EU-Trios Frankreich, Deutschland und Großbritannien habe keinen Wert, weil er die iranische Forderung nach einem eigenen Brennstoffkreislauf nicht berücksichtige, sagte der Minister am Sonntag dem Nachrichtensender Khabar. Gleichwohl sei Teheran an einer Fortsetzung der Atomgespräche mit den Europäern interessiert.
Teheran will sich am Montag offiziell zu den jüngsten EU-Vorschlägen äußern. Das kündigte der Sprecher des Außenministeriums, Hamid-Reza Assefi, am Sonntag an. Nach seinen Angaben werden ebenfalls am Montag Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) im Iran erwartet, die die Wiederinbetriebnahme der Atomanlage von Isfahan überwachen sollen.
Der EU-Kompromissvorschlag billigt dem Iran die friedliche Nutzung der Atomenergie zu, solange der nukleare Brennstoff vom Westen bereitgestellt wird. Zudem wurde ein umfangreiches Paket für ein Abkommen angeboten, das dem Iran intensive Handelsbeziehungen, die Lieferung moderner Technologie und Sicherheitsgarantien für das iranische Territorium verspricht. Bedingung sei der Verzicht auf die eigene Urananreicherung. In Isfahan wird Uran in das Gas Uranhexafluorid umgewandelt. Aus diesem Grundstoff kann mit Gaszentrifugen angereichertes Uran hergestellt werden, das – je nach Anreicherungsgrad – auch zur Herstellung von Atomwaffen verwendet werden kann.
Als konfrontativ hat Deutschlands Bundeskanzler Gerhard Schröder die Weigerung Teherans bezeichnet, auf den europäischen Kompromissvorschlag im Atomstreit einzugehen. In einem ARD-Interview für den Bericht aus Berlin am Sonntag machte er seine Besorgnis über den sich abzeichnenden atompolitischen Kurs Teherans deutlich. Am Samstag hatte der neue iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad erklärt, Teheran werde sich keinerlei Druck aus dem Ausland beugen. Schröder sagte: Ich bin sehr besorgt über den konfrontativen Kurs, den der Iran einzuleiten scheint. Nun sei der IAEO-Gouverneursrat am Zug. Wenn der Iran nicht einlenke, müsse man mit der Einschaltung des UN-Sicherheitsrates rechnen. Wirtschaftssanktionen schloss Schröder nicht aus, wohl aber weiter gehende Maßnahmen. Der Kanzler sagte:
Ich glaube, niemand denkt zur Zeit über eine militärische Auseinandersetzung nach.
Am Sonntag legte Teheran durch brüske Ablehnung einer EU-Initiative auf anderem Gebiet nach. Ein Appell zur Freilassung des nach wochenlangem Hungerstreik geschwächten Journalisten Akbar Ganji wurde als Einmischung in innere Angelegenheiten zurückgewiesen. Am Freitag hatte Großbritannien namens der EU um die Freilassung des seit 2000 inhaftierten Ganji gebeten, der nach mehr als 50 Tagen im Hungerstreik dem Tode nahe sein soll.