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New Orleans: Katrina peitscht durch die Straßen

Mit der Ankunft der ersten Ausläufer von Hurrikan „Katrina“ sind am Montag in der weltberühmten Südstaatenmetropole New Orleans die Lichter ausgegangen. 

Hurrikan „Katrina“ hat in der Südstaatenmetropole New Orleans am Montagmorgen (Ortszeit) erhebliche Verwüstungen angerichtet: Häuser wurden abgedeckt, Bäume entwurzelt, Scheiben gingen zu Bruch, Straßen wurden überflutet.

Über die legendäre Bourbon Street im französischen Viertel peitschten nach Angaben von Augenzeugen die Orkanböen mit massiven Niederschlägen. Der Sender FoxNews berichtete, einer der Dämme in der Nähe der Altstadt, die die Stadt schützen, sei beschädigt. Wasser schwappe auf die Straßen. Nach Angaben des Senders gingen im Hotel Hyatt Regency 100 Fensterscheiben zu Bruch.

Die Straßen der 485.000-Einwohner-Stadt waren wie ausgestorben. Allerdings harrten tausende Menschen trotz Zwangsevakuierung in ihren Häusern aus. Viele Einwohner vor allem in den armen Vierteln der Stadt hatten keine Chance zur Flucht gesehen. Lokalsender berichteten, dass die Notrufzentralen Anrufe von Eingeschlossenen erhielten, deren Häuser beschädigt waren. Die Rettungskräfte könnten bei diesem Wetter jedoch keinen Einsatz riskieren.

Im Football-Stadion der Stadt betreute die Nationalgarde 10.000 Menschen, die dort Zuflucht gesucht hatten. Nach Angaben des Nationalgarde-Sprechers Ed Bush waren die Gestrandeten relativ gelassen. Auf das Dach des riesigen Stadions – so groß wie 16 Fußballfelder – peitschte der Regen. An zwei Stellen brach das Wasser durch. Gefahr für Leib und Leben bestand laut Bush aber nicht.

„Katrina“ auf Kategorie 3 zurückgestuft

Der gefürchtete Wirbelsturm „Katrina“ ist beim Eintreffen auf dem amerikanischen Festland auf die Kategorie 3 zurückgestuft worden. Dies teilte das US-Hurrikan-Zentrum (NHC) in Miami im US-Bundesstaat Florida am Montag mit. Die Windgeschwindigkeiten gingen von 280 auf 200 Stundenkilometer zurück, der Wirbelsturm bewegte sich in Richtung der Grenze zwischen den US-Bundesstaaten Louisiana und Mississippi weiter.

„Katrina“ treibt Öl auf Rekordpreis

Der gewaltige Hurrikan „Katrina“, der am Montag durch den Golf von Mexiko tobte, hat den Ölpreis zeitweise auf neue Rekordhöhen getrieben. In der Spitze stieg US-Öl auf 70,80 Dollar bzw. 57,6 Euro je Fass (159 Liter). Rohöl zur Auslieferung im Oktober lag im weiteren Tagesverlauf am New Yorker Warenterminmarkt Nymex mit 69,44 Dollar um 3,31 Dollar höher als am Vorwochenschluss. Die Londoner Ölbörse, an der das Nordseeöl Brent gehandelt wird, war am Montag wegen eines Feiertags geschlossen.

Der deutsche Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) warnte angesichts des rasanten Anstiegs der Ölpreise vor Gefahren für die Konjunktur. „Ich sehe den stark gestiegenen Rohölpreis mit großer Sorge“, sagte Clement in Berlin. Die Entwicklung gefährde den Aufschwung der deutschen Wirtschaft, der gerade in Gang komme. Die deutschen Aktien verzeichneten am Montag belastet vom Ölpreis und der Furcht vor Hurrikan-Schäden zumeist Verluste.

Der Chef des Nürnberger Marktforschers GfK, Klaus Wübbenhorst, nannte den andauernden Höhenflug der Ölpreise eine „ernste Gefahr“ für die Konsumstimmung. „Eine Tankfüllung, die gegenüber dem Jahresbeginn um 40 Prozent teurer geworden ist, entzieht richtig Kaufkraft und drückt auf die Stimmung.“ Trotz der Rekordpreise für Rohöl wollen die meisten Fluggesellschaften die Kerosin-Zuschläge vorerst nicht weiter erhöhen, ergab eine dpa-Umfrage. Die Entwicklung der Kerosin-Preise wird aber beobachtet.

Der Preis für US-Öl könnte bei schweren Schäden an den riesigen Öl- und Erdgasinstallationen im Golf von Mexiko und den angrenzenden Küstengebieten auf 75 bis 80 Dollar in die Höhe schnellen. Der Januar-Öl-Kontrakt notierte bereits mit 71,36 Dollar. Dies zeigt, dass die Ölmärkte auch für die kommenden Monate mit Rekordölpreisen rechnen. Der US-Ölpreis hat in diesem Jahr bereits um 60 Prozent zugelegt.

Wegen des riesigen Wirbelsturms sind zahlreiche Ölplattformen, Häfen, Raffinerien und petrochemische Werke geschlossen worden. Zehntausende Beschäftigte im Golf von Mexiko und in den anliegenden US-Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama wurden evakuiert. Insgesamt wurden nach Expertenschätzung rund eine Million Fass Raffineriekapazität temporär stillgelegt. Wie lange die Liefer- und Produktionsunterbrechungen dauern werden, hängt von den Schäden ab, die der Hurrikan an den Öl- und Erdgasinstallationen im Golf von Mexiko und den anliegenden Küstengebieten anrichten wird.

Im Golf von Mexiko werden rund 1,5 Mio. Fass Öl pro Tag für die USA produziert, etwa 600.000 Fass entfallen durch die Schließung der Ölinstallationen. Der Golf von Mexiko erbringt mehr als ein Viertel der amerikanischen Öl- und Erdgasproduktion und ist damit das wichtigste US-Fördergebiet. Die in den Küstengebieten des Golfs liegenden Raffinerien repräsentierten fast 50 Prozent der US-Gesamtkapazität.

Der größte Ölimporthafen „LOOP“, der sich etwa 30 Kilometer südlich von New Orleans im Golf von Mexiko befindet, wurde geschlossen. Er beliefert die Raffinerien durch Pipelines. Der Schiffsverkehr auf dem südlichen Mississippi wurde eingestellt.

Hurrikan „Katrina“ wird voraussichtlich der kostspieligste Wirbelsturm, der die USA je betroffen hat. Er könnte nach ersten Expertenschätzungen mehr als 30 Mrd. Dollar (24,4 Mrd. Euro) kosten. Dies könnte die Versicherungs- und Rückversicherungskonzerne in aller Welt schwer treffen.

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