Staatsanwalt Gerhard Jarosch legt dem Mann in seiner 20 Seiten dicken Anklageschrift zur Last, im Kofferraum ihres Pkw eine aus einer entsicherten Handgranate bestehende Sprengfalle eingerichtet zu haben.
Er brachte diese laut Anklage zur Explosion, indem er Petra M. telefonisch aufforderte, den Kofferraum auszuladen, was die Sekretärin nicht überlebte. Der Prozess hätte zunächst erst am 18. Oktober stattfinden sollen, wurde aber um eine Woche vorverschoben. Die Verhandlung ist von 11. bis 14. Oktober im Wiener Landesgericht anberaumt.
Angeklagter ist kein Unbekannter
Der 39-Jährige war zuletzt als selbstständiger Schuldnerberater tätig, nachdem er wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt geraten war. So saß er mehrere Jahre wegen eines bewaffneten Überfalls auf das Postamt in Rekawinkel im Gefängnis. Nach seiner Entlassung verdingte er sich zunächst als Kraftfahrer, wobei er unter anderem Hilfstransporte ins damalige Kriegsgebiet im ehemaligen Jugoslawien durchführte. Dort knüpfte er Kontakte zu Waffenschiebern, über die er Granaten und anderes Kriegsmaterial nach Österreich schaffte – offenbar in der Hoffnung, dieses hier Gewinn bringend verkaufen zu können.
Doch das verlief eben so erfolglos wie seine Berater-Firma Zum Kuckuck. Mit 500.000 Euro stand der Niederösterreicher laut Anklage in der Kreide, als im Sommer 2004 nach einem Hangrutsch bei seinem Haus Befestigungsarbeiten zur Hangabsicherung notwendig wurden. Dafür hätte er dringend 60.000 Euro gebraucht.
Mord des Geldes willen?
In weiterer Folge skizziert der Staatsanwalt, wie der 39-Jährige in Gestalt seiner Sekretärin, die ihm hörig gewesen sein soll, Rettung aus seiner tristen Situation erblickte: Die Frau hatte in ihrem Testament dem Angeklagten und seiner Frau für den Fall ihres Ablebens ihre Lebensversicherung von rund 300.000 Euro vermacht. Zudem hatte sie ihm ihr Haus überschrieben. Er habe sie vorsätzlich getötet, um an das Geld zu kommen, so der Tenor der Anklage.
Schon im Frühjahr 2004 soll es einen mysteriösen Chlorgasunfall gegeben haben, nachdem der Mann die 39-Jährige gebeten hatte, Reinigungsmittel für einen Pool zu besorgen. Der Staatsanwalt deutet in seiner Anklage an, dass das bereits der erste Versuch des Mannes gewesen sein dürfte, die Sekretärin zu töten, um an die Erbschaft zu gelangen.
Internetrecherche zum Bombenbau
Laut Staatsanwalt hat der Beschuldigte beim Bundesheer als Pionier Kenntnisse im Sprengwesen erworben und – wie sich auf seinem Computer rekonstruieren ließ – zuletzt im Internet über tödliche Fallen und Bombenbau recherchiert. Er soll die Frau dazu gebracht haben, ihn mit ihrem Wagen auf die Höhenstraße zu begleiten, wo er angeblich Waffen und Kriegsgerät loswerden wollte.
Dort lud er auf einem Parkplatz die in Kunststoffsäcken verwahrten Waffen in den Kofferraum ihres Pkw um, mit dem die beiden dann weiter fuhren, um diese – wie er laut Anklage vorgab – neben einem anderen Parkplatz zu deponieren. Dort angelangt, hörte der Mann angeblich Geräusche und entfernte sich, um nachzusehen. Aus einiger Entfernung forderte er dann Petra M. über sein Mobiltelefon auf, mit dem Ausladen zu beginnen.
Was weiter geschah, liest sich in der Anklageschrift wie folgt:
Petra M. stand zu diesem Zeitpunkt vor der geöffneten Heckklappe ihres Pkw. Mit der linken Hand stützte sie die ebenfalls nach oben geklappte Hutablage, während sie um die rechte Hand das Ende des schwarzen Müllsackes, in dem sich die Handgranaten befanden, mehrfach umschlungen hatte. Durch die erste Explosion wurde Petra M. sofort getötet. In Folge dieser ersten Explosion wurde eine zweite Handgranate zum Explodieren und eine weitere zum Deflagieren gebracht.
Der Niederösterreicher soll die ungesicherte Granate gezielt – vermutlich mit dem Bügel nach unten – auf den Boden des Kofferraums gelegt haben. Trotz abgezogenen Spindes ging diese nicht vorzeitig hoch, weil sie mit einem Sack loser Munition beschwert war. Zur Explosion kam es erst, als Petra M. diesen anhob. Der Angeklagte hat bisher den Mordvorwurf entschieden zurück gewiesen.