Das sagte der stellvertretende russische Generalstaatsanwalt Wladimir Kolesnikow gegenüber der Agentur Interfax. Bei der Erstürmung eines Souvenirgeschäfts wurden zwei Rebellen getötet, die sich dort verschanzt hielten, wie die Agentur RIA-Nowosti meldete.
Die genaue Zahl der bei den zweitägigen Gefechten von Rebellen und Sicherheitskräften getöteten Menschen war weiter unklar. Eine Sprecherin des Innenministeriums von Kabardino-Balkarien sagte am Freitag, bei den Zusammenstößen seien zwölf Zivilisten und mehr als 70 der Angreifer ums Leben gekommen. Die Zahl der getöteten Sicherheitskräfte liege um die 20. Anderen Angaben zufolge wurden 91 Rebellen, 24 Polizisten sowie zwölf Zivilisten getötet. RIA-Nowosti sprach unter Berufung auf den russischen Innenminister von 108 Toten.
Bei dem Sturm auf die Polizeistation setzten die Einsatzkräfte laut einem AFP-Reporter Granaten und automatische Feuerwaffen ein. Die Rebellen seien bei dem Versuch getötet worden, in einem Kleinlaster zu fliehen, meldete ITAR-Tass unter Berufung auf die örtliche Polizei. Die Entführer hatten sich seit Donnerstag mit fünf Polizisten als Geiseln in der Polizeistation verschanzt gehalten. Nach Angaben des russischen Innenministers, Raschid Nurgaliew, wurden rund 1.500 Soldaten und 500 Angehörige von Spezialkräften nach Naltschik entsandt.
Die Sicherheitskräfte hatten zuvor die beiden Gebäude umstellt, wie die Nachrichtenagentur ITAR-Tass unter Berufung auf den Minister berichtete. Wir haben ihnen Zeit gegeben, ihre Waffen abzugeben, aber es ist klar, dass wir nicht ewig warten werden, sagte Nurgaliew demnach vor dem Einsatz.
Die russischen Truppen schlugen nach eigenen Angaben bis Freitagmittag auch den letzten Widerstand der Rebellen nieder. Bei einem dritten Einsatz in einer Gefängnisverwaltung konnten nach Angaben der Nachrichtenagentur AP neun Geiseln befreit werden; drei Polizisten und bis zu zwölf Rebellen seien bei der Erstürmung getötet worden.
Außerhalb von Naltschik beschossen Rebellen am Freitag ein Polizeiauto mit Granaten. Dabei wurden zwei Bereitschaftspolizisten getötet. Ein Sprecher der Sicherheitskräfte sagte nach Angaben der Agentur ITAR-Tass, eine Gruppe von 15 schwer bewaffneten Terroristen sei in der Früh in dem nördlich von Naltschik gelegenen Dorf Tschegem bei Gefechten erschossen worden. Unterdessen wurde die Suche nach flüchtigen Aufständischen in der umliegenden Bergregion verstärkt.
Russlands Staatschef Wladimir Putin lobte am Freitag das Vorgehen von Polizei und Geheimdienst. Dieses Mal haben alle Sicherheitskräfte gut abgestimmt, wirksam und hart gehandelt, erklärte der Präsident bei einem Treffen mit den Spitzen von Polizei, Geheimdienst und Armee in Moskau. Mit dem zügigen Eingreifen reagierte Putin offenbar auf Kritik nach dem Geiseldrama von Beslan im vergangenen Jahr. Damals starben mehr als 330 Menschen, nachdem tschetschenische Rebellen eine Schule überfallen und besetzt hatten. Russland wurde für das späte Eingreifen heftig kritisiert.
Kämpfer hatten Donnerstag früh mehrere Polizei- und Armeegebäude in Naltschik gestürmt und sich Schusswechsel mit der Polizei geliefert. Zu dem Überfall bekannten sich tschetschenische Rebellen. Der Präsident von Kabardino-Balkarien, Arsen Kanokow, sagte jedoch gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax, bei den rund 150 Kämpfern, die an dem Angriff beteiligt gewesen seien, habe es sich zumeist um Einheimische gehandelt. Die niedrigen Einkommen und die hohe Arbeitslosigkeit seien der Nährboden für religiöse Extremisten.