Vor allem in den Sommermonaten hatten offensichtlich bestens organisierte Banden auf belebten Einkaufsstraßen Passanten dazu bewogen, sich an dem Spiel zu beteiligen. Dabei wird unter drei Behältern ein runder Gegenstand – meist eine Papierkugel – rasch hin- und hergeschoben. Gegen einen Einsatz gilt es zu erraten, wo sich diese zuletzt befand. Am Dienstag wurden zwei Hütchenspieler im Straflandesgericht rechtskräftig als Betrüger verurteilt.
Hauptbetätigungsfeld Prater
Die zwei Mazedonier – 31 und 24 Jahre alt – waren Anfang September nach Wien gekommen. Sie dürften einer hauptsächlich im Prater tätigen Bande angehört haben. Obwohl das Hütchenspiel damals noch nicht gesetzlich untersagt war – die entsprechende Bestimmung des Wiener Veranstaltungsgesetzes trat erst Anfang Oktober in Kraft – wurden sie am 10. September festgenommen: Eine Zeugin des Geschehens schwor Stein und Bein, dass eine von ihnen geköderte Mitspielerin gar keine Gewinn-Chance hatte, ihre eingesetzten 50 Euro zu verdoppeln.
Bevor er mit dem Spiel begonnen hat, hat er nämlich die Kugel mit zwei Fingern rausgenommen. Ich habs genau gesehen! Es war gar keine Kugel im Spiel, berichtete die Augenzeugin nun im Grauen Haus. Einer der beiden Männer zeigte sich dazu auch geständig: So war es. Es tue ihm Leid, er werde nie mehr spielen, versprach er.
Richter Johannes Jilke verurteilte den Hütchenspieler und seinen Komplizen, der laut Anklage Aufpasserdienste geleistet hatte, wegen gewerbsmäßigen Betrugs zu sieben Monaten Haft, davon ein Monat unbedingt. Das macht man nicht nur ein Mal, das ist auf Dauer angelegt, hieß es in der Begründung. Und der Richter hielt bei dieser Gelegenheit grundsätzlich fest: Die Geschicklichkeit besteht nicht darin, das Spiel redlich zu spielen. Sondern unredlich, indem man die Kugel verschwinden lässt.