Ungarns Regierung fördert Unternehmensgründungen der Roma. Der Wirtschaftsminister will Angehörige der Minderheit "von Sozialempfängern zu Steuerzahlern" machen.
Die Integration der ungarischen Roma wird mit konkreten Programmen gefördert. Dabei wurden im Rahmen des Roma-Fonds in den vergangenen drei Jahren 700 Millionen Forint (2,78 Mio. Euro) für die Unterstützung von Unternehmen ausgezahlt. Heuer sind es 220 Millionen Forint (872.220 Euro), die für die Gründung und Entwicklung von Firmen der Roma bereitgestellt werden. Ungarns Wirtschaftsminister Janos Koka erklärte am Freitag, die Volksgruppe dürfte nicht als soziales Problem betrachten werden, sondern müsste die Chance erhalten, von Sozialempfängern zu Steuerzahlern zu werden.
“Roma-Ghettos in Ungarn sind ein großes Problem”
Neben den bestehenden Programmen soll nun ein neues Projekt realisiert werden. Dabei geht es um die Schaffung eines so genannten Brutkastens für Roma-Unternehmen. Zu den Funktionen eines noch zu errichtenden Brutkasten-Hauses sollen die Ausbildung, Rechtsberatung, Information, Hilfe bei der Firmengründung und Steuerberatung für Roma gehören.
Koka rechnet auch mit Hilfe von der EU für das Projekt. Im kommenden Jahr werde in Ungarn eine Milliarde Forint (3,96 Mio. Euro) für die Ziele der Roma-Integration ausgeben, die EU steuere eine Summe in gleicher Höhe bei. Die Anzahl der Roma-Minderheit in Ungarn wird auf 600.000 Menschen geschätzt.
Die Präsidentin des Roma-Forums im Europaparlament, die frühere ungarische Gleichstellungsministerin Katalin Levai, sagte, Ungarn könne als eines der führenden Länder bei der Integration von Minderheiten innerhalb der EU bezeichnet werden. Dennoch gäbe es noch viele Probleme zu bewältigen. Levai nannte diesbezüglich die Roma-Ghettos in Nord- und Ostungarn.
Die Roma nähmen verstärkt an Ausschreibungen teil, um Firmen zu gründen und Firmen zu modernisieren, erklärte Sandor Lakatos, Roma-Beauftragter des Budapester Wirtschaftsministeriums, da sie erkennen würden, dass die Gründung eines eigenen Unternehmens eine bessere Zukunft garantiert. Dabei gehe es vor allem um Gründungen im Straßenbau, im Handel und in der Gastronomie.
Levai verwies auf Klagen von Roma aus verschiedenen europäischen Ländern, die ihr jüngst vorgetragen worden seien. Darin hieße es, dass Ausschreitungen wie in Frankreich nicht auszuschließen seien, sollte sich ihre Lage nicht bessern. Die EU habe den Ernst der Lage erkannt. Sie habe erkannt, dass es nur eine Lösung gebe, nämlich den Roma zu helfen, dass so viele wie möglich von ihnen Arbeit finden, dass sie Unternehmen gründen und dass sie sich eine eigenständige Existenz schaffen können, so die Europaabgeordnete.