Die irakische Polizei fand am Freitag in einer Wüstengegend bei Mussayib südlich der Hauptstadt die Leichen von neun ermordeten Männern. Der amerikanische Senator John Kerry sprach sich für einen Abzug von mindestens 100.000 US-Soldaten aus dem Irak bis Ende nächsten Jahres aus. Der Generalsekretär der irakischen Kommunistischen Partei, Hamid Majid Mussa, warf der Konzentrationsregierung unter Ministerpräsident Ibrahim al-Jaafari Korruption vor. Warum ist dagegen bis jetzt noch nichts unternommen worden? fragte er. Mehrere kleinere Parteien beschwerten sich unterdessen über Berichte, wonach sie die Wahl boykottieren wollten. Diese Gerüchte seien von politischen Rivalen bewusst gestreut worden. Die Iraker sollen am kommenden Donnerstag ein neues Parlament wählen.
Mit dem Teilabzug sollten die USA sollten eine Botschaft an die Staaten im Nahen Osten senden, dass die Amerikaner nicht beabsichtigen, dauerhaft im Irak zu bleiben, sagte Kerry am Donnerstag in einer Rede vor dem Rat für Auswärtige Beziehungen (Council on Foreign Relations). Ende 2006 sollten nicht mehr als 30.000 bis 40.000 US-Soldaten im Irak stationiert sein, erklärte der Präsidentschaftskandidat der oppositionellen Demokraten, der im Vorjahr Amtsinhaber George W. Bush unterlegen war.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld äußerte am Donnerstag die Erwartung, dass nach der Parlamentswahl im Irak am 15. Dezember rund 20.000 US-Soldaten abgezogen werden könnten. Er schloss auch nicht aus, dass unter bestimmten Bedingungen im nächsten Jahr einige der restlichen 137.000 amerikanischen Soldaten nach Hause geholt werden könnten.
Die Mörder der neun Männer in Mussayib hatten ihren Opfern die Augen verbunden, sie gefesselt und anschließend erschossen. Zwei von ihnen seien Polizeibeamte, teilte die Polizei im benachbarten Hilla mit. In der nördlich von Bagdad gelegenen Ortschaft Bouhris stürmten mehrere Bewaffnete am Freitag ein Geschäft und erschossen zwei Kunden. Zwei weitere Iraker starben nach Informationen des Nachrichtensenders Al-Arabiya bei einem Gefecht mit der Polizei in West-Bagdad. Die US-Armee hatte zuvor berichtet, einer ihrer Soldaten sei am Mittwoch in der westirakischen Rebellenhochburg Ramadi von Aufständischen getötet worden.
In und bei einer Kundgebung vor einer Bagdader Moschee forderten sunnitische Araber die Freilassung von vier westlichen Geiseln. Die aus USA und Kanada stammenden Mitarbeiter einer christlichen Hilfsorganisation waren vor wenigen Tagen verschleppt worden und hatten bis zu ihrer Entführung den Menschen im überwiegend von Sunniten bewohnten Stadtteil Asamiya geholfen, zu dem die Moschee gehört. In einem ungewöhnlichen Appell bat auch ein ehemaliger britischer Häftling des US-Gefangenenlagers Guantanamo die Geiselnehmer im Irak um die Freilassung der vier Friedensaktivisten. Die Entführer haben in einem Video gedroht, ihre Geiseln zu töten.
Unterdessen konnte die US-Regierung Berichte über die Tötung einer US-Geisel im Irak nicht bestätigen. Der arabische Fernsehsender Al-Arabiya hatte zuvor gemeldet, dass auf einer islamistischen Seite im Internet eine Botschaft über die Tötung des Amerikaners veröffentlicht worden sei. Dabei soll es sich um einen 40-Jährigen handeln, der im Irak als Sicherheitsberater arbeitete.