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El Baradei nahm Friedensnobelpreis entgegen

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEO oder IAEA und ihr Direktor Mohamed ElBaradei haben am Samstag in Oslo den Friedensnobelpreis verliehen bekommen. Warnung an Israel

ElBaradei und der Vorsitzende des IAEO-Gouverneursrats, der Japaner Yukiya Amano, nahmen den mit knapp 1,1 Mio. Euro dotierten Preis vom Chef des Nobelkomitees, Ole Mjoes, entgegen. Er wünsche sich eine Welt, in der Atomwaffen als „historische Anomalie“ begriffen werden, sagte ElBaradei.

Mjoes lobte die Arbeit der IAEO. Die Atomenergiebehörde habe im Irak gute Arbeit geleistet. Vor der US-geführten Invasion im März 2003 hätten die IAEO-Inspektoren „trotz starken Drucks“ ihre Mission „unabhängig, gründlich und korrekt“ erfüllt. „Wie die Welt nach dem Irak-Krieg sehen konnte, existierten die Waffen ganz einfach nicht, die nicht gefunden wurden“, sagte Mjoes.

„Der Generaldirektor hat sich als unerschrockener Anwalt neuer Methoden zur Verbesserung der Kontrollen hervorgetan“, hieß es in der Begründung der Nobelkomitees. „In einer Zeit, da Abrüstungsbemühungen in der Sackgasse zu stecken scheinen und die Gefahr besteht, dass Atomwaffen in die Hand weiterer Länder und von Terroristengruppen gelangen, und da die Atomenergie erneut eine deutlich wichtigere Rolle zu spielen scheint, ist die Arbeit der IAEO von unschätzbarer Bedeutung.“

„Ich habe keinerlei Zweifel, dass wenn wir der Selbstzerstörung entkommen wollen, Atomwaffen keinen Platz in unserem kollektiven Gewissen und keine Rolle in unserer Sicherheitspolitik haben sollten“, sagte ElBaradei in seiner Dankesrede. „Die Frage ist: Wie schaffen wir eine Umwelt, in der Atomwaffen wie Sklaverei oder Genozid als Tabu und eine historische Anomalie gelten?“ Auch 15 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges drohe noch immer ein nuklearer Albtraum. „Die Globalisierung hat die Grenzen für Güter, Ideen und Menschen hinweggefegt, und sie hat die Grenzen mit sich gerissen, die Sicherheitsbedrohungen eingedämmt und lokalisiert haben“, sagte der 63-jährige Ägypter weiter.

ElBaradei beklagte drei Entwicklungen, die besonders gefährlich seien: Die Ausbildung eines Schwarzmarktes für atomares Material, die Weiterverbreitung von Atomwaffen und sensibler Technologie sowie die Stagnation bei der atomaren Abrüstung. Es müssten dringend Maßnahmen ergriffen werden, um diese Entwicklungen unter Kontrolle zu bringen. „Wir müssen ein Sicherheitssystem einrichten, das ohne nukleare Abschreckung auskommt“, sagte ElBaradei. Die weltweit existierenden 27.000 Atomsprengköpfe seien 27.000 zu viel.

An der Zeremonie im mit Orchideen und Nelken geschmückten Osloer Rathaus nahmen außer der norwegischen Königsfamilie auch Stars wie Salma Hayek, Julianne Moore und Bob Geldof teil. Vor den Gästen erklärte ElBaradei, er wolle seinen Anteil an dem Preisgeld für Waisenkinder in Ägypten spenden. Mit dem Anteil der IAEO soll ein Fonds für die Krebsforschung eingerichtet werden.

Die IAEO wurde 1957 als unabhängige Organisation innerhalb der UNO gegründet. Als wichtigstes Ziel der Organisation wurde die friedliche Entwicklung von Atomenergie und deren Verbreitung in allen Mitgliedstaaten zur globalen Stromversorgung festgelegt. Inzwischen hat sich ihre Funktion als Wächter über eine weltweit friedliche Nutzung der Atomenergie und die Einhaltung des Ende der 60er Jahre geschlossenen Atomwaffensperrvertrages in den Vordergrund geschoben.

Carl Gustaf überreichte Nobelpreise in Stockholm

Schwedens König Carl XVI. Gustaf hat am Samstag in Stockholm die diesjährigen Nobelpreise an elf Preisträger aus sechs Ländern überreicht. Der britische Dramatiker Harold Pinter (75) konnte wegen seiner Krebserkrankung den ihm zuerkannten Literaturpreis nicht persönlich in Empfang nahmen. Zuvor wurde in Oslo der Friedensnobelpreis an die IAEO und ihren Leiter ElBaradei überreicht.

In Stockholm ließ sich Pinter von seinem Londoner Verleger Stephen Page vertreten. Er hatte drei Tage zuvor in seiner per Video aus London übermittelten Nobelvorlesung die USA extrem scharf kritisiert und unter anderem Präsident Bush sowie den britischen Premier Blair wegen des Irak-Krieges als Massenmörder bezeichnet.

Den Medizinpreis nahmen die beiden australischen Wissenschaftler Barry Mashall (54) und Robin Warren (68) für die Entdeckung des Erregers von Magengeschwüren in Empfang. Den Nobelpreis für Physik teilte sich Hänsch, Direktor am Münchner Max-Planck-Institut für Quantenoptik, mit seinen US-Kollegen Roy J. Glauber (80) und John L. Hall (71) für grundlegende Beiträge zum Verständnis der Natur des Lichtes.

In der Sparte Chemie zeichnete die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie den Franzosen Yves Chauvin (75) sowie die US- Forscher Robert Grubbs (63) und Richard Schrock (60) für neue Wege zur Produktion von Plastik und Arzneien aus. Der Preis für Wirtschaftswissenschaften ging an den US-Wissenschaftler Thomas C. Schelling und den in Frankfurt/Main geborenen Robert J. Aumann (75), der die amerikanische und die israelische Staatsbürgerschaft hat.

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