Am Montag soll der 50-Jährige zum ersten Mal dem Gericht vorgeführt werden. Dabei soll der General, dem u.a. der Tod von 150 serbischen Zivilisten bei der Rückeroberung der Krajina zur Last gelegt wird, klarmachen, ob er sich schuldig bekennt. Gotovina war am Mittwochabend auf Teneriffa festgenommen worden.
Das Verteidigungsministerium in Madrid erklärte, Gotovina sei am Morgen mit einer spanischen Militärmaschine nach Rotterdam geflogen worden. Bei der Reise von dem Gefängnis in Soto del Real bei Madrid wurde Gotovina von Interpol-Mitarbeitern sowie spanischen Polizeiagenten begleitet.
Der 50-Jährige war seit 2001 auf der Flucht und stand auf Platz drei der meistgesuchten Kriegsverbrecher des Haager Tribunals. Auf der Suche nach dem weiter flüchtigen früheren bosnisch-serbischen Ex-Präsidenten Radovan Karadzic durchsuchte die Polizei unterdessen das Haus seines Bruders in Montenegro.
Nach Angaben des spanischen Innenministeriums reiste Gotovina in den vergangenen vier Jahren mit falschem Pass unter anderem nach China, Russland und Lateinamerika. Der letzte Ausreisestempel mit dem Datum 25. November stamme von der Insel Mauritius im Indischen Ozean. In der Nacht auf Donnerstag nahmen ihn spanische Polizisten beim Abendessen in einem Luxushotel auf Teneriffa fest.
Wegen Protestkundgebungen gegen die Festnahme Gotovinas wurde der Polizeichef der kroatischen Hauptstadt Zagreb entlassen. Innenminister Ivica Kirin habe Ivica Franic wegen Versäumnissen bei der Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung von seinem Posten entbunden, meldete die kroatische Nachrichtenagentur Hina am Freitag unter Berufung auf das Ministerium.
Am Donnerstagabend hatten sich mehrere hundert Menschen in Zagreb versammelt, um gegen Gotovinas Festnahme und seine Auslieferung an das Haager Tribunal zu protestieren. Die Demonstranten zogen vor das Regierungsgebäude in der Innenstadt, wo ein Demonstrationsverbot gilt. Dort kam es zu Rangeleien zwischen Polizisten und Kundgebungsteilnehmern, elf Menschen wurden festgenommen. In Zadar demonstrierten am Freitag Schüler. Sie trugen Ustascha-Abzeichen und warfen Steine auf das Büro der Sozialdemokratischen Partei (SDP).
Bei der Durchsuchung des Hauses von Kardzics Bruder Luka in Niksic im Nordwesten Montenegros seien am Freitag unterdessen ein Mobiltelefon und mehrere SIM-Karten beschlagnahmt worden, berichteten örtliche Medien am Samstag. Die Handy-Karten habe vor allem der Sohn von Luka Karadzic benutzt. Auf der Suche nach dessen Bruder Radovan hatte die Polizei Anfang Juli bereits zwei Häuser in Niksic durchsucht. Die bosnisch-serbische Polizei hatte am Freitag erklärt, sie mache wichtige Fortschritte bei der Fahndung nach Karadzic und seinem ehemaligen Militärchef, Ratko Mladic, den beiden meistgesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrechern.
Erneut demonstrierten tausende Kroaten für Gotovina
Zagreb (APA/AFP) – In Kroatien haben am Samstag tausende Menschen gegen die Auslieferung des Ex-Generals Ante Gotovina an das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag demonstriert. Die Organisatoren des Protestzugs in Gotovinas Heimatstadt Zadar forderten Gotovinas Überstellung an ein kroatisches Gericht. Außerdem riefen sie die Regierung in Zagreb auf, Gotovinas Dokumente zu seiner Verteidigung zur Verfügung zu stellen.
Der Verband der kroatischen Kriegsveteranen rief für Sonntag zu einer Großdemonstration für Gotovina in Split auf. Der Aufruf richte sich an alle kroatischen Patrioten, sagte der pensionierte General Ljubo Cesic-Rojs. Die Organisatoren erwarten nach eigenen Angaben 100.000 Kundgebungsteilnehmer.
Viele Kroaten betrachten Gotovina als Kriegshelden. Besonders in seiner Heimatstadt Zadar genießt der inzwischen 50 Jahre alte Militär hohes Ansehen. Bis vor Kurzem zierte sein Porträt das Haupttor in Zadars Stadtmauer. Im Jahr 1993 hatte er die Stadt gegen einen serbischen Angriff verteidigt.
Gotovina war am Mittwochabend auf Teneriffa festgenommen und am Samstag von Spanien nach Den Haag ausgeliefert worden. Er soll für den Tod von 150 serbischen Zivilisten im Zuge der Operation Sturm verantwortlich sein, mit der kroatische Armeeeinheiten unter Gotovinas Führung im August 1995 die Krajina zurückeroberten.