AA

CH: Weiter massive Kritik an Benken

Schweizer Linksparteien, Umweltschutzorganisationen und Bürgergruppen machen weiter mobil gegen das geplante Atomendlager im Zürcher Weinland. Dies hat ein Konsultationsverfahren der Schweizer Regierung ergeben.

Dabei wurden Stellungnahmen zum „Entsorgungsnachweis“ der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) eingeholt. Die Behörde ist der Ansicht, dass die geologischen Gegebenheiten ein Lager in Benken zulassen. Sozialdemokraten und Grüne geben dagegen zu bedenken, dass ein effektiver Entsorgungsnachweis gar nicht möglich sei. Hochradioaktive Abfälle strahlten bis zu hunderttausenden von Jahren, so dass eine Langzeitsicherheit nie gewährleistet sein könne.

Nach Ansicht von Linksparteien und Umweltschutzgruppen bestehen zu viele offene Fragen. Die Schweizerische Energiestiftung nennt zum Beispiel die Menge und die Rückholbarkeit von Lagergut, die Transportrisiken und die sozioökonomischen Folgen eines Unfalls. Der Nagra-Nachweis sei ein Parteigutachten der Atomindustrie, kritisiert Greenpeace. Die Weinländer Bürgerorganisation „Klar! Schweiz“ hat nun einen britischen Sicherheitsexperten beauftragt, bis im Frühling ein unabhängiges Gutachten vorzulegen.

Positiv aufgenommen wurde das Gutachten der Nagra von der Kernenergie-Branche. Mit dem Nachweis, dass ein geologisches Tiefenlager in der Schweiz technisch möglich sei, sei auch der Entsorgungsnachweis für hochradioaktive Abfälle erbracht worden. Der geologisch-technische Verfahrensteil bei der Suche nach einem Endlager sei nun abgeschlossen, jetzt müsse der politische Entscheidungsprozess beginnen, fordert Swissnuclear. Swissnuclear ist eine Fachgruppe mit Vertretern der Stromverbundunternehmen. Eine positive Haltung haben auch bürgerliche Parteien. Standortnachweis, Nachweis der bautechnischen Machbarkeit und Sicherheitsnachweis seien erbracht worden.

Die Kantone Aargau, Schaffhausen und Thurgau schreiben in ihren Eingaben an den Bund, dass es keine Hinweise gebe, dass der Entsorgungsnachweis der Nagra nicht erbracht worden sei. Der Kanton Zürich will in den nächsten Tagen seine Haltung öffentlich erläutern. Wie die Sicherheitsbehörden und die Nagra anlässlich der Eröffnung des Konsultationsverfahren betonten, bedeutet der Entsorgungsnachweis noch keine Standortentscheidung.

Wie viele Stellungnahmen insgesamt beim Schweizer Bundesamt für Energie eingegangen sind, war am Montag, dem letzten Tag des öffentlichen Auflageverfahrens, noch unklar. Informationen hat eine Sprecherin des Berner Bundesamts für (morgen) Dienstag in Aussicht gestellt. Am gleichen Tag wird sich das Kabinett des deutschen Bundeslands Baden- Württemberg mit dem Thema befassen. Die Lagerpläne waren auch in Österreich, vor allem im benachbarten Vorarlberg, auf massive Kritik gestoßen. Die Schweizer Regierung (Bundesrat) wird in der zweiten Hälfte 2006 abschließend Stellung zum Entsorgungsnachweis nehmen.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • CH: Weiter massive Kritik an Benken
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen