AA

London: Weitere Nacht der Flammen

In einem gefährlichen Einsatz haben über 150 Feuerwehrleute den verheerenden Großbrand bei London am Montag unter Kontrolle gebracht und weiter eingedämmt. OMV: Heimische Tanklager sicher

Dennoch war am Abend klar, dass auch in der Nacht zum Dienstag über dem Treibstofflager Buncefield im Nordwesten der britischen Hauptstadt weithin sichtbare Flammen lodern würden. Der riesige dunkle Rauchschwadenteppich wurde am Montag kaum kleiner. Derweil schloss die britische Regierung einen Terrorakt als Ursache des Feuers aus. Versicherungen rechnen mit einem Schaden von mehr als 80 Millionen Euro.

Bis zum Abend hatten die Brandbekämpfer die Feuer in zwölf von insgesamt 20 brennenden Großtanks mit einer speziellen Schaum-Wasser-Mischung erstickt, teilte Einsatzleiter Roy Wilsher mit. Von einem besonders aggressiv brennenden Tank seien die Feuerwehrleute vorerst abgezogen worden. „Wir warten ab, bis mit Hilfe der Ölindustrie geklärt ist, was in diesem einen Tank genau brennt“, sagte der Einsatzchef. „Wir wollen nicht unnötig Menschenleben riskieren, der Umweltschaden ist schon schlimm genug.“

Stetiger Fortschritt

Ansonsten kämen die Löscharbeiten langsam, aber stetig voran, erklärte Wilsher. Die Belastungen für die Feuerwehrleute seien jedoch extrem. Insgesamt seien Brandbekämpfer aus 16 Orten im Einsatz. Bei der Explosion des Tanklagers nahe der Ortschaft Hemel Hempstead waren am Sonntag 43 Menschen verletzt worden, einer von ihnen schwer. Die genauen Ursachen sollen von einer Regierungskommission ermittelt werden, teilte der stellvertretende Premierminister John Prescott im Unterhaus mit. Ein Terrorakt könne aber ausgeschlossen werden.

Die Explosion, die Erschütterungen im Ausmaß eines Bebens der Stärke 2,4 auf der Richter-Skala ausgelöst hatte, sowie das Großfeuer richteten nach Branchenschätzungen einen Versicherungsschaden zwischen 50 und 100 Millionen US-Dollar (zwischen 42 und 84 Millionen Euro) an. Mehr als die Hälfte der Rückversicherung werde von Lloyd’s getragen, sagte ein Sprecher, der anonym bleiben wollte.

Neuartige Ausrüstung

Bei der Eindämmung der Flammen setzte Großbritannien erstmals neuartige Ausrüstungen zur Bekämpfung von Explosionsstoffen ein, die im Rahmen der Terrorismusbekämpfung nach dem 11. September 2001 angeschafft worden waren. Die Geräte zur Erzeugung eines Spezialschaums seien in verschiedenen Teilen des Landes stationiert gewesen und so rasch wie möglich an den Katastrophenort gebracht worden, erklärte Roy Bishop, stellvertretender Feuerwehrchef von London.

Die Intensität des Feuers, dessen Ausmaß und die Zusammensetzung des brennenden Materials aus Benzin, Öl, Gasen und Kunststoffen bedeuteten, dass sich die Brandbekämpfer „in völlig unbekanntem Terrain“ bewegten, erläuterte Wilsher. „Dies ist das größte Feuer dieser Art in Großbritannien und Europa, mit dem wir es je zu tun hatten.“ Vor dem massenhaften Spezialschaumeinsatz seien Folgen für die umliegenden Agrargebiete geprüft worden. Umweltexperten gingen davon aus, dass die Belastung geringer sein könnte als bei Verwendung herkömmlichen Löschwassers, das leichter samt Schadstoffen in den Boden eindringt.

In Wohnungen bleiben

Tausende Menschen in der Umgebung wurden aufgefordert, weiterhin in ihren Wohnungen zu bleiben und alle Türen und Fenster geschlossen zu halten. Jedoch konnten die meisten der 2.000 in Notunterkünften versorgten Bewohner evakuierter Ortsteile in ihre Wohnungen zurückkehren. Der dunkle Rauch war zunächst in Richtung Ärmelkanal und Frankreich sowie Belgien getrieben. Dann drehte der Wind jedoch nach Südwesten zum offenen Atlantik. Der französische Ölkonzern Total wies Berichte zurück, denen zufolge ein Leck den Brand im Buncefield Oil Depot ausgelöst habe. Das Gerücht sei fälschlicherweise von Mitarbeitern einer Partnerfirma in die Welt gesetzt worden.

Regierung: Tanklager-Explosion bei London kein Terrorakt

Die verheerende Explosion in einem Treibstofflager nahe London ist nach Erkenntnissen der britischen Regierung nicht durch einen Terroranschlag ausgelöst worden. Nach allen verfügbaren Informationen müsse von einem Unfall ausgegangen werden, erklärte der stellvertretende Premierminister John Prescott am Montag vor dem Unterhaus.

Zur genauen Klärung der Ursachen werde in Kürze eine gründliche Untersuchung eingeleitet, sagte Prescott. Zugleich dankte er der Feuerwehr, der Polizei und den örtlichen Behörden für deren „wundervollen“ sowie „raschen und und effizienten“ Nothilfeeinsatz.

Durch den Großbrand nach der Explosion, die Sonntag früh Erschütterungen im Ausmaß eines Bebens der Stärke 2,4 auf der Richter-Skala ausgelöst hatte, wurde das Treibstofflager bei Hemel Hempstead im Nordwesten Londons weitgehend zerstört. Wie durch ein Wunder kam niemand ums Leben. 43 Menschen wurden verletzt, nur einer von ihnen schwer. Auch er befand sich am Montag nicht mehr in Lebensgefahr.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • London: Weitere Nacht der Flammen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen