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Gas-Streit: Verhandlungen gescheitert

Russland und die Ukraine haben trotz wachsenden Zeitdrucks keine Einigung im Streit über eine Preissteigerung für Gaslieferungen gefunden. Ukrainische Fleischimporte gestoppt

Russland und die Ukraine haben am Donnerstag trotz wachsenden Zeitdrucks keine Einigung im Streit über Preissteigerung für Gaslieferungen gefunden. Gespräche mit seinem ukrainischen Kollegen Iwan Platschkow seien ergebnislos beendet worden, sagte der russische Energieminister Viktor Christenko laut einem Bericht der Nachrichtenagentur RIA-Nowosti. Moskau hat gedroht, die Lieferungen an seinen Nachbarn am Sonntag um 08.00 MEZ einzustellen, sollte Kiew nicht eine Vervierfachung des Preises akzeptieren.

Platschkow hatte noch am Mittwochabend erklärt, eine Einigung sei möglich, wenn beide Seiten Kompromisse eingingen. Russland will von seiner Forderung aber offenbar nicht abrücken. Präsident Wladimir Putin schlug am Donnerstag vor, der Ukraine übergangsweise ein Darlehen in Höhe von drei Milliarden Euro zum Bestreiten der Kosten zu gewähren, wie russische Nachrichtenagenturen meldeten. Kiew werde den geforderten Preis niemals bezahlen, sagte indes der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko der Nachrichtenagentur ITAR-Tass: „Dieser Preis ist eine Provokation.“

Russland will den Preis für je 1.000 Kubikmeter Erdgas von derzeit 50 Dollar (42 Euro) auf 220 bis 230 Dollar (186 bis 194 Euro) anheben. Das entspricht in etwa dem Weltmarktniveau. Die Ukraine befürchtet davon Nachteile für ihre energiehungrige Schwerindustrie und hat darum gebeten, die Erhöhung über fünf Jahre zu strecken. Kiew bezieht fast ein Drittel seines Erdgases aus Russland. Das staatliche Gasunternehmen Naftogas erklärte am Donnerstag jedoch, die derzeitigen Vorräte reichten aus, um die Versorgung den Winter über sicherzustellen. Die Ukraine hat Lagerkapazitäten für rund 32 Milliarden Kubikmeter Erdgas, das sind etwa 40 Prozent des jährlichen Verbrauchs. Wie viel Erdgas Naftogas derzeit gelagert hat, sagte Sprecher Dmitro Marunich nicht. Ministerpräsident Juri Jechanurow erklärte, die größeren Unternehmen des Landes könnten nach eigenen Angaben innerhalb kurzer Zeit auf Kohle oder Öl zur Energieversorgung umsteigen.

Ein Verkaufsstopp an die Ukraine werde vermutlich auch die Lieferung an weitere Kunden beeinträchtigen, sagte Marunich der Nachrichtenagentur AP weiter. 80 Prozent der für Westeuropa bestimmten Gasexporte fließen über ukrainisches Territorium. Die russische Regierung kündigte derweil an, im kommenden Jahr ihre Gasimporte aus Turkmenien zu erhöhen. 2006 sollen 30 Milliarden Kubikmeter zu einem Preis von 65 Dollar (52 Euro) pro 1.000 Kubikmeter gekauft werden, teilte das staatlich kontrollierte russische Gasmonopol Gazprom mit. Gazprom importierte in diesem Jahr 19 Milliarden Kubikmeter zu einem Tausenderpreis von 44 Dollar (35 Euro). Das Abkommen kam erst nach mehreren Verhandlungsrunden zu Stande, weil Gazprom die Preiserhöhung nicht akzeptieren wollte.

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