Die finnische Staatspräsidentin Tarja Halonen hat die Wiederwahl geschafft. In der am Sonntag durchgeführten Stichwahl um das höchste Staatsamt in Finnland setzte sich die 62-jährige Halonen gegen ihren Herausforderer Sauli Niinistö mit 51,8 Prozent zu 48,2 Prozent durch. Nach der Meinung von Politik-Experten spielten sowohl die NATO- als auch die Frauenfrage eine entscheidende Rolle.
Der von den beiden großen bürgerlichen Parteien des Landes unterstützte Niinistö gratulierte Halonen vor laufenden TV-Kameras mit einem Handkuss zur Wiederwahl. Madame hat gewonnen, der Mann hat verloren, sagte der 57-jährige frühere Finanzminister, der trotz der Niederlage von seinen Fans bei einer Wahlparty enthusiastisch gefeiert wurde.
Nach den rückläufigen Umfragen der letzten Wochen zeigte sich Halonen sichtlich erleichtert. Das zweite Mal war nicht leichter, das kann ich Ihnen versichern, sagte Halonen auf einer Pressekonferenz nach dem Feststehen des Ergebnisses. Sie betonte, dass ihre tägliche Arbeit unmittelbar weiter gehe. Die Sozialdemokratin Halonen war im Jahr 2000 nach einer Stichwahl gegen den ehemaligen Ministerpräsidenten Esko Aho als erste Frau in den finnischen Präsidentenpalast eingezogen.
Politologen führten die Niederlage Niinistös, der den Umfragen der letzten Wochen zeitweise bis auf zwei Prozentpunkte an Halonen herangekommen war, zum Teil auf Halonens Amtsbonus und zum Teil auf Niinistös Unterstützung für einen NATO-Beitritt Finnlands in seiner Wahlkampagne zurück.
Die klare Mehrheit der Finnen will keine NATO-Beitritt. Wenn es nur darum gegangen wäre, dann hätte Halonen noch viel deutlicher gewonnen, sagte der Politologe Heikki Patomäki. Der bekannte Innenpolitik-Experte Tuomo Martikainen betonte, auch diesmal hätte Frauenfrage mit entschieden: Ein Grund für ihren Erfolg ist es, dass die Stimmen der Frauen noch immer einen Unterschied machen, so der emeritierte Politikwissenschafter zur APA.
Die Wahlbeteiligung blieb mit 77,2 Prozent am Sonntag hinter jener in der Stichwahl vor sechs Jahren (80,2 Prozent) zurück. Im ersten Wahlgang vor knapp zwei Wochen hatte Halonen 46,3 Prozent der Stimmen erzielt, Niinistö 24,1. Über 4,2 Millionen Finnen waren am Sonntag aufgerufen, für die kommenden sechs Jahre einen Präsidenten zu wählen.