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Kommission zu Papst-Attentat

Eine Kommission des italienischen Parlaments macht den ehemaligen sowjetischen Staatschef Leonid Breschnjew für den Anschlag auf Papst Johannes Paul II. im Jahr 1981 verantwortlich.

Der sowjetische militärische Geheimdienst GRU habe von Breschnjew den Auftrag erhalten, den polnischen Papst zu ermorden, weil dieser wegen seiner anti-kommunistischen Haltung eine Gefahr für Osteuropa gewesen war.

Die Kommission geht nach jahrelanger Arbeit davon aus, dass Hintergrund des Anschlags ein interner Kampf zwischen dem einflussreichen Spionageabwehrdienst KGB und dem Geheimdienst des sowjetischen Heeres, dem GRU, gewesen ist. Der GRU könnte den Anschlag organisiert haben, um den KGB unter Druck zu setzen, vermutet Kommissionschef Paolo Guzzanti. Nach dem Anschlag war der KGB international arg unter Druck gekommen. Der GRU soll sich beim Anschlag der Komplizenschaft ostdeutscher und bulgarischer Geheimagenten bedient haben.

„Beim Papst-Attentat ist der Beweggrund das einzig Sichere. Es war sofort klar, dass es sich um einen politischen Anschlag handelte. Der Pontifikat von Johannes Paul II war der erste Grund des Zusammenbruchs des Kommunismus“, sagte Guzzanti kürzlich. „Dieser Ausschuss glaubt ohne jeden Zweifel, dass die Führung der Sowjetunion die Initiative ergriff, um Papst Karol Wojtyla aus dem Weg zu räumen und dass sie diese Entscheidung an den GRU weiterleitete,“ sagte Guzzanti.

Tat eines Einzelnen oder Verschwörung kommunistischer Geheimdienste? Erst kürzlich räumte die italienische Staatsanwaltschaft ein, genau wisse sie das trotz jahrelanger Ermittlungen noch immer nicht. Die vermuteten Beziehungen zwischen türkischen Terroristen und bulgarischen Geheimdiensten führten zwar zu einem Prozess, wobei aber sechs der Angeklagten, darunter drei Bulgaren, wegen Mangels an Beweisen freigesprochen werden mussten. „Es gibt zahlreiche Indizien, aber für eine Verurteilung waren sie nicht ausreichend“, sagte Staatsanwalt Antonio Marini, der nach wie vor von einer Verwicklung des Vizechefs der bulgarischen Fluglinie in Rom, Sergej Iwanow Antonow, in die Attentatspläne ausgeht. Antonow soll zur Tatzeit ebenfalls bewaffnet auf dem Petersplatz gewesen sein. Das Gericht glaubte jedoch seinem Alibi. Die Theorie, dass der bulgarische Geheimdienst, möglicherweise auf Befehl der sowjetischen Geheimdienste die Ermordung des unbequemen polnischen Papstes angeordnet habe, ist unter den italienischen Medien nach wie vor sehr verbreitet.

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