Damit hat sich der Druck auf die Regierung massiv verstärkt. Die landesweiten Aktionen am Dienstag waren eine ernste Kraftprobe für den konservativen Premierminister Dominique de Villepin, der im Frühjahr 2007 zur Präsidentenwahl antreten will. Die Gewerkschaften werteten die nationalen Aktionen als vollen Erfolg, da sie nach ihren Schätzungen bereits mittags 500.000 und damit weit mehr Demonstranten gezählt hatten als bei einem ersten Streiktag am 7. Februar. Allein in Paris demonstrierten nach Gewerkschaftsangaben 200.000 Menschen.
Die Gewerkschaften hatten mindestens 500.000 Menschen gegen die Einführung des Vertrags zur Ersteinstellung (CPE) mobilisieren wollen. Villepin hatte das Gesetz mit der Vertrauensfrage verbunden und im Eilverfahren durch das Parlament gebracht. Es sieht für die Arbeitnehmer unter 26 Jahren eine zweijährige Probezeit für unbefristete Arbeitsverträge vor. Das Projekt hat Villepin politisch geschadet. Zwei Drittel der Franzosen unterstützten den Aktionstag. Nur noch 37 Prozent haben von dem Regierungschef eine gute Meinung.
Villepin hatte schon vorher klar gemacht, dem Druck der Straße nicht nachgeben zu wollen. Er respektiere die Sorgen und die Ängste, die in unserem Land ausgedrückt werden, sagte Villepin am Dienstag, verteidigte den CPE jedoch als Werkzeug gegen Arbeitslosigkeit.
Die Angaben über die Beteiligung an den Kundgebungen in 160 Städten gingen weit auseinander. So sprach die Polizei in Marseille von 10.000 bis 12.000 Demonstranten, die Gewerkschaften von 100.000. Am ersten Aktionstag gegen den CPE am 7. Februar hatten nach Angaben der Polizei landesweit 218.000 Menschen demonstriert. Die Gewerkschaften zählten doppelt so viele Teilnehmer. Die Auswirkungen der Streiks auf das Wirtschaftsleben waren gering. Nennenswerte Störungen gab es in öffentlichen Betrieben vom Rundfunk über die Schulen bis hin zu Verkehrsbetrieben. Allein in Lyon fielen 48 Flüge aus, der Nahverkehr wurde behindert und der Bahnverkehr in Rennes von Demonstranten zeitweise blockiert. Einige Universitäten blieben geschlossen.
Bildungsminister Gilles de Robien erklärte, es sei besser, die Jugendarbeitslosigkeit anzugehen und sich dafür zeitweise unbeliebt zu machen, als die Arme zu verschränken. Allerdings stößt die mit den Sozialparteien nicht abgesprochene Reform auch bei Großunternehmen auf Kritik. Sie argumentieren, eine Festeinstellung sei eine teure langfristige Investition, die nicht vom Kündigungsschutz abhänge.