Dieser hatte wutentbrannt während eines Live-Interviews ein Studio des Staatsfernsehens RAI verlassen. Die Opposition spürt Rückenwind: Berlusconi verliert die Nerven, er ist sichtbar nervös. Er weiß, dass ihm bei den Parlamentswahlen eine Niederlage bevorsteht, kommentierte der Chef der oppositionellen Linksdemokraten, Piero Fassino.
Bei der Aufnahme des Programms In mezzora kam es zu einem heftigen Streit zwischen Berlusconi und der Moderatorin, der Starjournalistin Lucia Annunziata. Sobald ein Journalist Berlusconi in Bedrängnis bringt, flüchtet er, kritisierte der Parlamentarier der oppositionellen Linksdemokraten, Beppe Giulietti, den Premier.
In Umfragen zu den Parlamentswahlen am 9. und 10. April liegt Berlusconis Bündnis 3,5 Prozentpunkte hinter der Mitte-links-Allianz seines Kontrahenten Romano Prodi. Der italienische Oppositionschef steht vor einem mit Spannung erwarteten TV-Duell mit dem Regierungschef. Die erste TV-Debatte nach amerikanischem Muster wird im staatlichen RAI- Fernsehen ab 21 Uhr geführt. Moderator ist der Chefredakteur der Tagesschau TG1, Clemente Mimun. Eine weitere Runde ist für den 3. April geplant, neun Tage vor dem Wahlgang. Der Oppositionsparlamentarier Pino Pisicchio warnte vor einer Übererregung der Medien, die den Wahlkampf verzerre. Es geht nicht mehr um die Wahlprogramme, sondern nur noch um die Schlacht zwischen Berlusconi und Prodi, kritisierte der Parlamentarier.
Der Wutausbruch Berlusconis bescherte der staatlichen RAI eine Rekord-Einschaltquote: 3,6 Millionen Italiener sahen am Sonntagnachmittag die Auseinandersetzung zwischen dem Regierungschef und der Starjournalistin. Dies entspricht einer Einschaltquote von 23 Prozent, doppelt so hoch als für dieses Programm üblich.
Noch in der vergangenen Woche hatte Prodi ein Rede-Duell abgelehnt, weil es keine Garantie gäbe, dass die Diskussion fair verlaufe. Ein parlamentarisches Aufsichtsgremium, das mehrheitlich von der Regierungskoalition kontrolliert ist, hat die Regeln, nach denen das TV-Duell ablaufen soll, streng definiert: Zwei Journalisten, der Chefredakteur der römischen Tageszeitung Il Messaggero, Roberto Napoletano, und der Kommentator der Turiner Tageszeitung La Stampa dürfen insgesamt acht Fragen stellen, die nicht länger als 30 Sekunden dauern. Dieselbe Frage wird an beide Politiker gerichtet, eine Auslosung bestimmt, welcher Kandidat zuerst auf die Frage antworten kann. Die Antworten dürfen maximal zweieinhalb Minuten lang sein. Danach haben sie noch zweieinhalb Minuten Zeit für einen Appell an die Wähler.
Die Debatte soll sich schlicht auf das Wahlprogramm der beiden Bündnisse konzentrieren. Zuschauer werden im Studio nicht zugelassen. Die beiden Politiker sollen sich gegenüber sitzen, der Moderator in der Mitte des Studios stehen. Auch die Regie soll bei der Aufnahme keinen Kandidaten bevorzugen: Verboten sind Aufnahmen des Politikers, der gerade nicht am Wort ist.