Ein Bekannter der Bewohner hatte die Gebeine beim Aufräumen entdeckt. Am Donnerstag beginnt vor dem Landgericht Frankfurt an der Oder der Prozess gegen die Mutter der toten Kinder.
Die mittlerweile 40-jährige Sabine H., die seit dem Fund der Leichen in Untersuchungshaft sitzt, muss sich wegen achtfachen Totschlags verantworten. Über den ersten Fall aus dem Jahr 1988 wird nicht verhandelt, weil Totschlag nach DDR-Recht dem Gericht zufolge nach zehn Jahren verjährt ist. Angeklagt sind deshalb nur die Fälle nach der Wiedervereinigung. Ab 1992 soll die Frau laut Staatsanwaltschaft innerhalb von nur sechseinhalb Jahren acht weitere Kinder gleich nach der Geburt umgebracht haben. Einen Fall solchen Ausmaßes hatte es zuvor in der bundesdeutschen Kriminalgeschichte nicht gegeben.
Monatelang hatte die Polizei ermittelt, die Arbeiten erwiesen sich als äußerst schwierig. An den stark verwesten Leichenteilen ließen sich die Todesursachen nur schwer feststellen. Sabine H. selbst hat bisher nur eingeräumt, sich an die ersten beiden Geburten zu erinnern, wie ihr Anwalt Matthias Schöneburg erklärte. Zweifelsfrei erwiesen ist allerdings, dass sie und ihr geschiedener Mann Oliver H., ein früherer Stasi-Mitarbeiter, die Eltern aller Kinder sind. Das hatten DNA-Tests in den Labors der Brandenburger Kripo ergeben.
Nur mühsam konnten die Ermittler das Puzzle der bis zu 18 Jahre zurückliegenden Ereignisse zusammensetzen. Dieses Bild ergab, dass Sabine H. erstmals 1988 ein Neugeborenes tötete, indem sie es gleich nach der Niederkunft in der Toilette ertränkte. Jenen verjährten Fall hat die Angeklagte eingeräumt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, einen zweiten Säugling nach der Geburt erstickt und sechs weitere in Decken gewickelt und unversorgt gelassen zu haben. Die Frau sagte aus, ihre Kinder aus Angst vor der wachsenden Verantwortung umgebracht zu haben.
Die toten Kinder hatte Sabine H. jeweils in Plastiksäcke gesteckt und dann in Blumentöpfen und einer Pflanzschale vergraben. Die Gefäße stellte sie auf den Balkon ihrer Plattenbauwohnung in Frankfurt (Oder). Sie gab an, ihren toten Kindern nahe sein zu wollen, hatte Staatsanwältin Bargenda nach den ersten Vernehmungen berichtet. Erst nach Jahren brachte Sabine H. die Töpfe in einen Schuppen hinter ihrem Elternhaus im nahen Dorf Brieskow-Finkenheerd, wo sie später entdeckt wurden.
Nach dem Fund der toten Kinder war von vielen Seiten bezweifelt worden, dass niemand aus der Familie oder dem Bekanntenkreis von Sabine H. etwas von den Schwangerschaften bemerkt haben soll. Selbst ihr damaliger Ehemann Oliver H., mit dem sie drei weitere, mittlerweile erwachsene Kinder hat, will nichts mitbekommen haben. Die Ehe galt schon lange als zerrüttet, 2004 hatte die Angeklagte ein weiteres Kind von einem anderen Mann bekommen. Es seien aber tatsächlich keine Hinweise auf Mitwisser gefunden worden, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Scherding.
Bisher sind elf Prozesstage angesetzt und mehr als 80 Zeugen geladen. Acht Sachverständige sollen bei der Suche nach Erklärungen helfen. Bei einem Urteil wegen Totschlags drohen Sabine H. bis zu 15 Jahre Haft.