Premierminister Adnan Terzic erklärte gegenüber der Zeitung Nezavisne Novine (Internet-Ausgabe), dass nun unsicher sei, ob das angestrebte Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen mit der EU auch tatsächlich unterzeichnet werde.
Er erwarte zwar einen Abschluss der Verhandlungen, eine Unterzeichnung und Ratifizierung sei unter den gegebenen Umständen aber sehr unsicher, so Terzic. Im Moment ist es unmöglich aufzuzählen, welche negativen Folgen die Ablehnung der Verfassungsänderungen haben kann, sagte der Politiker, aber es ist sicher, dass der größte Schaden die Annäherung Bosniens an EU und NATO betreffen wird.
Der US-Botschafter in Bosnien-Herzegowina, Douglas McElhaney, erklärte laut Nezavisne Novine, dass eine mögliche Sanktion für Bosnien-Herzegowina ein Aufschub der Aufnahme des Landes in das NATO-Programm Partnerschaft für Frieden (PfP) sein könnte.
Das bosnische Parlament hatte am Mittwoch Verfassungsänderungen abgelehnt. Diese hätten unter anderem das nach dem Krieg von 1992 bis 1995 eingerichtete dreiköpfige Staatspräsidium durch einen einzigen Staatspräsidenten ersetzt und die Befugnisse der Zentralregierung gestärkt. Die notwendige Zweidrittelmehrheit für die Änderungen kam aber nicht zu Stande.
Die Macht liegt derzeit weitgehend bei den beiden Entitäten. Bosnien-herzegowina ist seit dem Vertrag von Dayton geteilt: In die (serbische) Republika Srpska und die bosniakisch (moslemisch)-kroatische Föderation. Im 42 Sitze umfassenden Abgeordnetenhaus stimmten lediglich 26 Mandatare für die Reform. Notwendig wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit gewesen. Dem Vorschlag waren zehnmonatige Verhandlungen der Parteien vorausgegangen.
Einige Abgeordnete waren der Ansicht, dass die vorgeschlagenen Änderungen noch nicht den Anforderungen der Europäischen Union entsprechen. Schon vor der Abstimmung hatte aber der internationale Verwalter in Bosnien-Herzegowina, Christian Schwarz-Schilling, erklärt, die internationale Gemeinschaft werde wenig Verständnis dafür haben, wenn die Verfassungsänderung abgelehnt werde. Die EU hatte bereits erklärt, dass es ohne Änderungen praktisch keine Aussichten auf eine Mitgliedschaft Bosnien-Herzegowinas gebe.