Wir warten auf eine Reaktion des Adressaten und werden auf der Basis dieser Reaktion handeln. In seinem Brief an Bush hatte Ahmadinejad die Außenpolitik der USA kritisiert, jedoch keine konkreten Lösungen im Atomkonflikt angeboten.
Das Außenministerium in Teheran erklärte, der Iran habe keine Absicht, den Brief in der Atomdiskussion zu nutzen, weil wir genug juristische Rechtfertigungen für die Atomfrage haben. Das Land erklärte zudem, erneut mit Russland über eine Auslagerung der Urananreicherung in ein Gemeinschaftsunternehmen zu verhandeln. Die bisherigen Gespräche darüber waren an grundsätzlichen Forderungen des Iran gescheitert.
Der Brief hatte am Vortag wenige Stunden vor den Beratungen der Veto-Mächte in New York für großes Aufsehen gesorgt. US-Regierungsvertreter wiesen ihn als Spaltungsversuch und Ablenkungsmanöver zurück. Der deutsche Staatsminister Gernot Erler verstand das Schreiben als Zeichen dafür, dass Ahamadinejad die Augenhöhe mit Bush suche.
Der weitschweifige Text des Briefs Ahmadinejads, der am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters vorlag, verlangt eine grundsätzliche Ausrichtung der Politik an religiösen und moralischen Werten. US-Regierungsvertreter gingen davon aus, dass der Iran mit dem Schreiben die Unsicherheit der internationalen Gemeinschaft über das weitere Vorgehen vergrößeren wolle.
Offenbar in Anspielung auf den Konflikt um das iranische Atomprogramm erhebt Ahmadinejad wissenschaftliche Forschung in seinem Brief zu einem der Grundrechte der Nationen. Mit dem Recht auf Forschung verknüpft der Iran die Forderung, die Anreicherung von Uran selbst zu beherrschen und zu betreiben.
Die Technik kann aber auch zum Bau von Atomwaffen benutzt werden und schürt daher das Misstrauen, das iranische Atomprogramm diene nicht ausschließlich friedlichen Zwecken.