Spanien: Milliardenschwerer Betrug
Das in einem Tag ruinierte Dorf titelte die Zeitung El Pais am Sonntag.
Vor allem ältere Bürger vertrauten demnach zum Teil ihr gesamtes Vermögen betrügerischen Anlageberatern an, die mit einer lukrativen Beteiligung an einem Briefmarkenvermögen warben. Die Marken waren völlig überbewertet und zum Teil gefälscht. In Dosbarrios erschlich sich einer der Dorfbewohner das Vertrauen seiner arglosen Nachbarn.
Es ist, als ob fünf Jahre in Folge die Ernte ausgefallen wäre, sagte Bürgermeiter Juan Bausita in El Pais. Die Zeitung ließ auch den Anlageverkäufer Raul Rodriguez zu Wort kommen, der die Investmentfirma Afinsa in seinem Dorf vertreten hatte.
Rodriguez zeigte sich besorgt, allerdings sei die Reaktion der Bewohner noch recht verhalten, sagte er der Zeitung. Ich komme von hier, meine Familie kommt von hier. Ich habe keine andere Möglichkeit als abzuwarten. Nach einem Bericht von El Mundo (Sonntagausgabe) sind in Spanien hunderte Dörfer von dem Anlagebetrug betroffen, wenn auch keines so schwer wie der kleine Ort bei Toledo.
Im Zusammenhang mit dem Milliardenbetrug wurden mehrere führende Mitarbeiter der Investmentfirmen Afinsa und Forum Filatelico festgenommen, unter anderem die beiden Präsidenten Juan Antonio Cano Cuevas und Francico Briones Nieto. In dem womöglich größten Betrugsskandal der Geschichte des Landes sollen etwa 350.000 private Anleger um ihr Vermögen gebracht worden sein. Der Betrug funktionierte nach dem so genannten Schneeball-Prinzip: Für eine Beteiligung an den Briefmarken wurden bis zu zehn Prozent Zinsen versprochen, die von den Einnahmen aus immer neuen Beteligungen bezahlt wurden. Verbraucherschützer sollen schon Anfang 2004 vor den zweifelhaften Praktiken der Gesellschaften gewarnt haben.