Es werde ein umfassendes Paket geschnürt, welches wirtschaftliche Anreize ebenso enthalten werde wie ein Angebot in der Atomfrage und vielleicht auch Sicherheitsaspekte. Das Angebot solle dem Iran in den kommenden Wochen vorgelegt werden und die angestrebte Resolution des UNO-Sicherheitsrats ergänzen.
Solana wies die Darstellung Teherans zurück, die EU wolle dem Iran die friedliche Nutzung der Kernenergie verweigern. Eine Urananreicherung könne die EU aber nicht akzeptieren, sagte er. EU-Ratsvorsitzende Ursula Plassnik erklärte, es gehe nicht um Zugeständnisse, sondern darum, dem Iran einen Weg aus der Sackgasse zu weisen. Der Iran habe die Wahl zwischen mehr Selbstisolation oder einem kooperativeren, konstruktiveren Verhalten. Hier stehen wir zu unserem Angebot, dass wir daran Interesse haben, betonte die österreichische Außenministerin.
Die neue britische Außenministerin Margaret Beckett sagte, wenn der Iran einlenke, werde es große Hilfen für ein ziviles Atomprogramm geben. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier kritisierte, dass der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad das neue Verhandlungsangebot der EU bereits abgelehnt habe. Ich setze darauf, dass es genügend vernünftige Leute (im Iran) gibt, die darauf reagieren. Und zwar nicht so wie Ahmadinejad, sagte Steinmeier. Das Verhandlungsangebot könne nur ein Teil der diplomatischen Lösung sein. Beim anderen Verhandlungsstrang gehe es weiterhin darum, wie wir unter Wahrung der Gemeinsamkeit aller Staaten im Sicherheitsrat eine Resolution zusammenbekommen, mit der wir verbindlich machen, dass die Anreicherungsaktivitäten in Iran aufhören. Ahmadinejad hatte am Sonntag Forderungen nach einer Aussetzung der Urananreicherung erneut zurückgewiesen.
Im UNO-Sicherheitsrat gibt es bisher keine Einigung über eine Iran-Resolution, die nach westlichen Vorstellungen unter Berufung auf Kapitel VII der UNO-Charta Sanktionen oder Gewaltanwendung ermöglichen würde. Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens, die im Auftrag der EU mit Teheran im Atomstreit verhandeln, besprachen am Montag in Brüssel ihr weiteres Vorgehen.
Russland, China und die vier weiteren Mitglieder der Shanghaier Kooperationsorganisation (SCO) haben am Montag in Shanghai dazu aufgerufen, den Atomkonflikt mit dem Iran durch Gespräche zu lösen. Ein anderes Vorgehen könnte zu unerwünschten Ergebnissen führen, erklärte die Gruppe der Shanghai-Sechs. Der Iran ist ein unabhängiges Land, und wir meinen, die Angelegenheit kann nur durch Verhandlungen gelöst werden, sagte der für die SCO sprechende tadschikische Außenminister Talbak Nasarow. Wenn andere Instrumente zur Lösung des Problems genutzt werden sollten, wird das nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen. China und Russland haben sich als Vetomächte schon mehrfach gegen die Androhung von Sanktionen durch den UNO-Sicherheitsrat ausgesprochen. Der Iran hatte den Wunsch bekundet, Vollmitglied der SCO zu werden, der China, Russland, Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan angehören. Derzeit hat Teheran Beobachterstatus.
Der Iran hat zurückhaltend auf die Ankündigung eines umfassenden Angebots der EU zur Entschärfung des Atomstreits reagiert. Teheran bewege sich im Rahmen des Atomwaffensperrvertrags und werde seinen Weg weitergehen, um sein absolutes Recht auf Atomtechnologie zu verwirklichen, sagte Regierungssprecher Gholamhossein Elham am Montag. Mit den USA werde der Iran nur auf Augenhöhe in Dialog treten, sagte der Sprecher in Teheran. Bedingung für mögliche Gespräche sei Gerechtigkeit und nicht Imperialismus. Allerdings hatte ein Sprecher von US-Präsident George W. Bush am Sonntag für die US-Regierung nochmals bekräftigt, dass Washington nicht die Absicht habe, mit Teheran einen direkten Dialog aufzunehmen. Ahmadinejad hatte am vergangenen Montag einen Brief an US-Präsident George W. Bush geschickt. Das Weiße Haus lehnte eine Antwort auf das Schreiben jedoch ab.