Irak: Sechs Geiseln frei
Die Ingenieure waren vor zwei Wochen wie die beiden Deutschen in der Nähe der Industriestadt Baidschi verschleppt worden. Nach Polizeiangaben wurde kein Lösegeld bezahlt. Die Kidnapper hätten ihre Geiseln in einem Keller festgehalten und über die Ölproduktion der staatlichen Firma ausgefragt, hieß es.
Unterdessen leitete die Polizei in Bagdad eine groß angelegte Fahndung nach den Entführern des Konsuls der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ein. Der Nachrichtensender Al-Arabiya meldete, damit solle verhindert werden, dass die Kidnapper Nadji al-Nueimi aus der Hauptstadt herausbringen. Der Konsul war am Dienstagabend in Bagdad entführt worden. Seine Mutter richtete über Al-Arabiya einen Appell an die Kidnapper. Die Arabische Liga erklärte, sie werde sich bemühen, an der Freilassung Al-Nueimis mitzuwirken.
Bei Anschlägen starben am Mittwoch im Irak mindestens acht Menschen. Hunderte von Anhängern der schiitischen Religionsführer demonstrierten in Basra gegen die Eskalation der Gewalt in der Stadt. Sie trugen Bilder von Großayatollah Ali al-Sistani durch die Straßen der Stadt, in der das britische Militär stationiert ist.
Der radikale Schiiten-Prediger Muktada al-Sadr erklärte, für ihn gebe es keinen Unterschied zwischen schiitischen und sunnitischen Aufständischen. Der Widerstand (gegen die ausländischen Truppen) ist irakisch-nationalistisch und islamisch. Es gibt keinen sunnitischen oder schiitischen Widerstand, sagte er der dpa in der Pilgerstadt Najaf. Er betonte, die von seinen Anhängern gebildete Mahdi- Armee sei keine Miliz mehr. Ich habe Befehle gegeben, dass sie sich auf kulturelle, soziale und religiöse Aktivitäten beschränken. Al-Sadr, dessen Bewegung seit der Wahl im vergangenen Dezember im Parlament vertreten ist, sprach sich erneut für einen raschen Abzug der US-Truppen aus.
In Bagdad wurde der Prozess gegen den Ex-Machthaber Saddam Hussein und sieben Funktionäre seines Regimes mit der Anhörung weiterer Zeugen der Verteidigung fortgesetzt. Anders als am Vortag waren diesmal alle Angeklagten im Gerichtssaal. Sie müssen sich wegen der Hinrichtung von 148 Schiiten in der Kleinstadt Dudschail nach einem fehlgeschlagenen Attentat auf Saddam 1982 verantworten. Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt.
Unterdessen kündigte ein Sprecher des Parlaments in Bagdad an, dass wahrscheinlich für Samstag das Parlament einberufen werde, um über die neue Regierung abzustimmen. Aus der Umgebung des designierten Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki verlautete am Mittwoch, der künftige Regierungschef hoffe, seine Kabinettsliste bis Donnerstag zu Stande zu bringen. Es ist bereits fünf Monate her, seit die Parlamentswahlen stattfanden.