New Orleans behält seinen Bürgermeister
Ray Nagin (49) gewann die Stichwahl am Samstag mit 52,3 Prozent der Stimmen knapp vor seinem Herausforderer, Mitch Landrieu, wie das amtlich noch nicht bestätigte Auszählungsergebnis zeigte.
Diese Stadt ist auf Wachstum eingestellt, sagte der wiedergewählte Bürgermeister vor jubelnden Anhängern. Wir sind zum Abheben bereit. Landrieu gestand seine Niederlage ein und rief seine Wählerschaft auf, sich beim anstehenden Wiederaufbau der Stadt hinter Nagin zu stellen.
Im ganzen Land gibt es Bürger, die bereit sind, nach New Orleans zurückzukommen, und wir werden sie nach New Orleans zurückbringen, kündigte Nagin an. Die Wahl ist vorbei, und es ist an der Zeit, dass diese Gemeinschaft mit dem Heilungsprozess beginnt. Zur Wahl hatten Bürgerrechtsverbände Busse organisiert, um Wähler nach New Orleans zu bringen, die nach dem Hurrikan in benachbarten Bundesstaaten Zuflucht gesucht hatten. Noch in der Früh hatten beide Kandidaten bei einer Kundgebung für diese Wähler geredet und ihnen Hilfe zugesagt, wie die örtliche Tageszeitung The Times-Picayune berichtete.
Nagin hatte angesichts der chaotischen Zustände nach dem Zerstörungszug von Katrina Schlagzeilen gemacht – mit heftiger Kritik an den Bundesbehörden in deftiger Sprache. Landrieu warf ihm vor, den Wiederaufbau der Stadt nicht schnell genug vorangetrieben zu haben.
Knapp neun Monate nach dem Wirbelsturm liegen ganze Stadtviertel immer noch verlassen da; ein Teil der Anrainer, die wieder in ihre Viertel zurückkehrten, haben erst seit vergangener Woche wieder fließendes Wasser. Von 22 größeren Krankenhäusern sind nur acht wieder vollständig in Betrieb. Rund tausend Menschen waren gestorben, als der Hurrikan Katrina Ende August über die Stadt hinwegfegte. Von den einst rund 500.000 Einwohnern der Stadt ist erst rund die Hälfte wieder zurückgekehrt.
Der wiedergewählte Bürgermeister wird jetzt dafür zuständig sein, die Milliardensummen zu verteilen, die in den Neuaufbau der Stadt fließen sollen. Hätte Landrieu gewonnen, wäre er der erste weiße Bürgermeister der Jazzmetropole seit 28 Jahren geworden. Landrieu ist Vizegouverneur im Bundesstaat Louisiana; in den 70er Jahren hatte schon sein Vater das Bürgermeister-Amt ausgeübt.
Bei der ersten Runde am 22. April lag die Wahlbeteiligung bei den Weißen bei 51 Prozent der registrierten Wähler, bei den Schwarzen bei 31 Prozent. Viele Einwohner der wohlhabenden, überwiegend weißen Stadtteile waren vor dem Hurrikan in umliegende Orte geflüchtet und kehrten schnell zur Renovierung ihrer überfluteten Häuser zurück. Vielen Schwarzen fehlte dagegen das Geld zur Flucht. Sie saßen tagelang in der weitgehend unter Wasser stehenden Stadt fest, wurden unter chaotischen Umständen gerettet und in Auffangzentren teils tausende Kilometer entfernt verteilt.