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Valencia: U-Bahn war viel zu schnell

Die Ursache der U-Bahn-Katastrophe von Valencia mit 41 Toten und fast 50 Verletzten scheint geklärt: Der Unglückszug sei doppelt so schnell gefahren wie erlaubt. NEU:   | 

Das berichtete Spaniens staatlicher Rundfunk am Dienstag unter Berufung auf die Ermittler. Die Auswertung der „Black Box“ ergab demnach, dass die U-Bahn mit 80 Stundenkilometern in eine Tunnelkurve raste, zulässig waren nur 40. Dabei war der Zug entgleist. Einen Tag nach dem schwersten U-Bahn- Unglück in der Geschichte des Landes gedachten Zehntausende Spanier der Opfer. Landesweit kamen die Menschen vor den Rathäusern zu fünf Schweigeminuten zusammen.

Der Lokführer, der selbst bei dem Unfall getötet wurde, sei für den Beruf nicht ausreichend ausgebildet gewesen, kritisierte ein Sprecher der Bahngewerkschaft. Es habe sich um einen U-Bahn-Mitarbeiter gehandelt, der eine zweiwöchige praktische Einweisung erhalten habe. Üblich seien zwei Monate. Die Ermittler führten das Unglück auf menschliches Versagen zurück. Ein Unwohlsein oder ein Ohnmachtsanfall des Lokführers sei nicht ausgeschlossen. Jedenfalls sei er nicht in der Lage gewesen, rechtzeitig zu reagieren. Er habe plötzlich Vollgas gegeben und unmittelbar vor dem Unfall erfolglos versucht, den Zug abzubremsen. Der Mann sei erst seit etwa einem halben Jahr als Lokführer tätig gewesen.

Zu dem Unglück war es gekommen, als am Montag ein mit rund 150 Fahrgästen besetzter Zug in der Kurve eines Tunnels nahe der Jesus- Station im Zentrum der ostspanischen Hafenstadt entgleiste und zwei Waggons umstürzten. Die Feuerwehr konnte diese inzwischen heben, weitere Leichen wurden nicht entdeckt. Unter den Toten im Alter von 20 bis 70 Jahren sind auch zwei Südamerikaner und eine Bulgarin.

In den Trümmern starben 29 Frauen und 12 Männer, darunter Studenten, eine Schaffnerin oder Krankenschwestern. Elf Schwerverletzte wurden noch in Krankenhäusern behandelt, darunter ein elfjähriges Mädchen. Seine Mutter liegt im Koma. Wegen des katholischen Weltfamilientreffens und des Besuches von Papst Benedikt XVI. an diesem Wochenende sind Hunderttausende Pilger in der Stadt. Viele von ihnen schlossen sich dem Gedenken an, andere legten Blumen vor den Eingang zur Jesus-Station.

Die Regierung Valencias wies Vorwürfe über Sicherheitsmängel auf der „Todeslinie 1“ zurück. „Der Zug war im besten Zustand“ und sei erst sechs Tage vor der Tragödie bei der Inspektion gewesen, sagte der regionale Verkehrsminister, Jose Ramon Garcia. Auch die Schienen seien in Ordnung gewesen. Einen Radbruch schloss er als Ursache ebenso aus wie einen Terroranschlag. „Es war ein Unfall, wie man ihn eigentlich nicht für möglich hält“, sagte er. Bahngewerkschaften kritisierten dagegen, das 18 Jahre alte U-Bahn-Netz sei veraltet und werde schlecht gewartet.

Zu der offiziellen Trauerfeier für die Opfer in der Kathedrale von Valencia wurden am Dienstag abend auch König Juan Carlos und Königin Sofia sowie Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero erwartet. Der Regierungschef brach wegen des Unglücks einen Indien-Besuch ab und flog nach Spanien zurück. Die Katastrophe erinnerte die Spanier an die islamistischen Terroranschläge vom 11. März 2004 auf Nahverkehrszüge in Madrid. Dabei waren 191 Menschen getötet und mehr als 1.500 verletzt worden.

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