„Es wird einige Wochen dauern, aber er wird sich erholen“, sagte der kubanische Vizepräsident Carlos Lage am Montag bei einem Besuch in Bolivien. Ein Parteifunktionär mittleren Ranges sagte in Havanna, Castro habe die Intensivstation verlassen. Es gehe ihm „so gut, wie man es bei seinem Alter erwarten kann“. Allerdings werde der 79-Jährige vielleicht künftig sein Arbeitspensum einschränken müssen.
Der Staats- und Parteichef hatte nach offiziellen Angaben in der vergangenen Woche wegen einer Darmoperation die Amtsgeschäfte vorläufig an seinen 75 Jahre alten Bruder und designierten Nachfolger Raul übergeben. Seitdem wurden beide nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen.
Der Präsident Venezuelas und enge Castro-Verbündete Hugo Chavez berichtete am Sonntag von einer raschen Genesung des kubanischen Staatsführers. „Heute Morgen habe ich erfahren, dass es ihm gut geht“, sagte Chavez bei einem im Fernsehen übertragenen Gespräch mit seinem bolivianischen Kollegen Evo Morales. „Er steht schon wieder vom Bett auf, er redet – mehr als er sollte, denn er redet viel“, ergänzte Chavez.
Die kubanische Regierungszeitung „Granma“ veröffentlichte am Montag keine Nachrichten über den Gesundheitszustand Castros. Stattdessen druckte sie ein Gedicht ab, in dem der Politiker mit einer widerstandsfähigen kubanischen Baumart verglichen wird, die wegen ihrer Härte als „Axtbrecher“ bekannt ist. Die kubanische Gewerkschaft CTC teilte mit, binnen drei Tagen hätten im ganzen Land drei Millionen Arbeiter an Kundgebungen teilgenommen, um Castro gute Besserung zu wünschen und seinem Bruder sowie der Kommunistischen Partei ihre Unterstützung zuzusichern.
Die marxistische kolumbianische Rebellengruppe FARC wünschte Castro in einer Botschaft auf ihrer Internetseite gute Genesung und sandte ihm „einen brüderlichen sozialistischen und bolivarischen Salut der Solidarität“. Die von Kolumbien und den USA als terroristisch eingestufte Gruppe bezeichnet die von Castro geführte Revolution in Kuba als Vorbild für ihren seit 40 Jahren andauernden Kampf für die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft.
Kubas Regierung macht keine genauen Angaben zur Art von Castros Erkrankung und bezeichnet diese als Staatsgeheimnis. Als Grund für die Operation wurden Blutungen angegeben, die durch Überarbeitung und Stress ausgelöst worden seien. Berichte, Castro leide an Magenkrebs, haben die kubanischen Behörden zurückgewiesen.
Beobachter in den USA gehen unabhängig vom Verlauf der Krankheit Castros davon aus, dass in Kuba eine Übergangsperiode begonnen hat. Wenn Fidel Castro geschwächt sei und bald sterbe, könne sein alternder Bruder Raul für einige Jahre die Herrschaft übernehmen und das Land auf sein eigenes Abtreten vorbereiten, sagte der Kuba-Experte Frank Mora vom National War College in Washington. „Danach würden wir allerdings vom Ersten unter gleichen zu lauter gleichen übergehen“, sagte Mora. Dies könnte einen Machtkampf bedeuten, zumindest würden aber die Nachfolger darum wetteifern, wer als Erbe der Castros auftreten dürfe.