Fest stehe, dass die bisher ausgewerteten Kinder- und Jugendbücher tatsächlich „unverdächtig“ sind, sagte Generalmajor Gerhard Lang vom Bundeskriminalamt (BK) der APA. Der Jugendpsychiater Max Friedrich vom Betreuerteam der 18-Jährigen habe das bestätigt.
Videos und handschriftliche Notizen aus dem Haus und dem Verlies unter der Garage müssen erst ausgewertet werden, so Lang. Die Gespräche der Polizei mit Natascha Kampusch sollen, ihr Einverständnis und das Okay ihrer Betreuer vorausgesetzt, in den kommenden Tagen fortgesetzt werden. Die Befragungen sollen jeweils nicht zu lange dauern, Pausen seien vorgesehen. „Es hängt aber alles von ihrem Zustand ab, der sich jeden Tag ändern kann“, betonte Lang.
„Wir beginnen unsere Fragen mit der Entführung, die Hauptfrage ist natürlich, ob es einen oder mehr Täter gab. Aber wir sind flexibel. Der Verlauf hängt vor allem davon ab, was Frau Kampusch von sich aus erzählen will. Wir haben zwar unsere Fragenkomplexe, aber wir arbeiten keinen Fragenkatalog ab“, sagte der Generalmajor.
Eine Frage, die auch den Ermittlern „auf den Lippen brennt“, bestätigte Lang, ist durch eine Pressekonferenz des Kompagnons von Wolfgang Priklopil heute erneut in den Brennpunkt gerückt. Ernst H. hatte berichtet, er sei der 18-Jährigen Mitte Juli in Begleitung des Entführers begegnet, ohne über ihre Identität oder die Hintergründe Bescheid zu wissen. „Es gibt genug Aussagen von Zeugen, die Priklopil und Frau Kampusch außerhalb des Hauses oder im Garten gesehen haben wollen. Alle diese Angaben werden überprüft, und natürlich möchten wir mit Frau Kampusch darüber reden“, sagte dazu Lang.
Der Inhalt der laufenden Gespräche soll zunächst nicht veröffentlicht werden, bekräftigte der BK-Sprecher. „Angaben, die von kriminalpolizeilicher Relevanz sind, müssen erst einmal überprüft werden. Ansonsten wollen wir die Privatsphäre von Frau Kampusch bestmöglich schützen. Wenn sie es will, kann sie die Öffentlichkeit über ihre Betreuer oder über uns informieren.“
Lang selbst hat am Dienstag knapp eine Stunde mit Natascha Kampusch gesprochen. „Es ist ihr besser gegangen, sie hat erholter ausgeschaut als am Ende vergangener Woche. Sie machte einen sehr netten, freundlichen Eindruck. Auf die Gespräche freut sie sich, weil sie ja die Kriminalbeamten schon kennt.“ Heute habe die 18-Jährige mit zwei Polizisten im Beisein ihres Betreuerteams gesprochen, am frühen Nachmittag dauerte die Befragung noch an.