Der iranische Botschafter bei der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA (IAEO), Ali Asghar Soltanieh, erklärte in Wien, beide Seiten hätten sich auf eine Verschiebung von mehreren Tagen geeinigt. Zur Begründung nannte er Verfahrensfragen. Möglicherweise könne das Treffen am Freitag stattfinden, sagte der Botschafter laut Nachrichtenagentur Reuters.
Der iranische Außenminister Manouchehr Mottaki sagte in Teheran, derzeit werde noch über Zeit und Ort des Treffens diskutiert. Ursprünglich war verlautet, die Gespräche sollten am (heutigen) Mittwoch in Wien stattfinden. Die iranische Regierung bestätigte diesen Termin jedoch nicht offiziell.
Das geplante Treffen zwischen dem iranischen Chefunterhändler Ali Larijani und dem EU-Außenbeauftragten Javier Solana gilt als letzter Versuch zu klären, ob es eine gemeinsame Basis für die Aufnahme von Verhandlungen über das iranische Atomprogramm gibt. Teheran hatte in der vergangenen Woche eine Frist des UNO-Sicherheitsrats zur Einstellung der Urananreicherung verstreichen lassen.
Führende Vertreter der fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats und Deutschlands wollen am Donnerstag in Berlin über mögliche Sanktionen gegen die Islamische Republik beraten. Dem Land wird vorgeworfen, heimlich an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. Der Iran bestreitet dies.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte, dass sie im Atomstreit mit dem Iran weiter auf eine diplomatische Lösung setzt. „Wir werden die Tür zu Verhandlungen nicht zumachen“, sagte sie am Mittwoch in der Haushaltsdebatte des Bundestags. „Aber wir werden als internationale Staatengemeinschaft auch nicht tatenlos zusehen können, wie der Iran einfach Regeln der internationalen Atomenergiebehörde verletzt.“ Im Atomstreit lehnt Russland offenbar Sanktionen nicht grundsätzlich ab. Jede Art von Wirtschaftssanktion müsse aber den Einsatz von Gewalt gegen die Islamische Republik ausschließen, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch bei einem Besuch im südafrikanischen Kapstadt. Die Charta der Vereinten Nationen lege eindeutig fest, dass Wirtschaftssanktionen keine Gewaltanwendung vorsähen. „Ob wir auf diese Sanktionen zurückgreifen oder nicht, muss noch festgelegt werden“, fügte Lawrow hinzu. Aktionen hingen vom Grad der Bedrohung für die internationale Gemeinschaft ab. US-Präsident George W. Bush griff die iranische Führung scharf an und bezeichnete sie als „Regime der Tyrannei“. Nach wie vor predige sie den Hass auf Amerika und die Zerstörung Israels, sagte Bush am Dienstag in Washington. „Die freie Welt wird nicht erlauben, dass der Iran Atomwaffen entwickelt.“
Der französische Außenminister Philippe Douste-Blazy warnte dagegen am Mittwoch den Westen vor einem Abgleiten in einen „Krieg der Zivilisationen“. Er distanzierte sich indirekt von Bush. „Das Böse und das Gute werden nicht vom Westen für ein bestimmtes Land oder einen bestimmten Kontinent dekretiert“, sagte er. Eine Konfrontation zwischen einem westlichen und einem moslemischen Block sei inakzeptabel. Der Dialog mit Teheran müsse „mehr denn je“ beibehalten werden.