Gedämpfte Stimmung bei ÖVP-Wahlparty
Die Parteianhänger und Funktionäre verfolgten die ersten Hochrechnungen um 17.00 Uhr mit steinerner Miene. Als das Hochrechnungs-Ergebnis der ÖVP im ORF bekannt gegeben wurde, herrschte eisige Stille, viele zeigten sich enttäuscht, wollten aber die Hoffnung bis zum Endergebnis nicht aufgeben.
Generalsekretär Reinhold Lopatka stand bis zur Live-Zuschaltung des ORF vor einem schweigenden Publikum, das gebannt auf die Großbildschirme starrte. Applaus brandete erst auf, als die Kameras rot zu leuchten begannen, und man sich live im Fernsehen wähnte.
Die Parteijünger zeigten sich niedergeschlagen: Ich bin wahnsinnig enttäuscht, meinte eine Frau mittleren Alters. Möglicherweise lag es an der niedrigen Wahlbeteiligung, versuchte sie, sich das Ergebnis zu erklären.
Viele haben sich schon auf der Siegerseite gesehen, kritisierte der Unternehmer Wolfgang Vosko. Vor allem in den schwarzen Kernländern sei man sich seiner Sache schon zu sicher gewesen. Die SPÖ kann ihre Basis besser mobilisieren, pflichtete ihm der Marketingmanager Reinhard Rechberger zu. Das ist das Problem, zeigten sich die beiden Wirtschaftsbundmitglieder überzeugt.
Der Villacher ÖVP-Wahlkämpfer Peter Weidinger schüttelte über das gute Abschneiden des BZÖ in seinem Bundesland rätselnd den Kopf: Jörg Haider ist immer noch sehr charismatisch, meinte er. Die Verantwortung sieht er aber auch bei den anderen Parteien: Man hat jahrelang versäumt, Alternativen aufzubauen.
An einem Stehtisch im Festzelt wollte man sich dann doch noch nicht geschlagen geben: Das Endergebnis ist ja noch nicht da, betonte ein Funktionär. So lange sei doch nicht klar, wer gewonnen habe, protestierte er. Das vorläufige Endergebnis wollte er aber nicht mehr im Festzelt anschauen: Den Wahlabend verbringe er woanders, erklärte er.
Einige ÖVP-Granden versammelten sich unterdessen im geschlossenen Bereich der ÖVP-Zentrale: in den oberen Stockwerken hatten sich EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner, Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat und Umweltminister Josef Pröll versammelt. Einen Termin im Bundeskanzleramt hatte dem Vernehmen nach bereits Wahlkampfchef Reinhold Lopatka, der von dort offenbar direkt zur ORF-Zuschaltung zurückkehrte.