Der Vizepräsident der EU -Kommission, Verheugen, kritisierte das Verhalten der Europäischen Union gegenüber der Türkei scharf. In der Bild am Sonntag warnte er davor, ein Scheitern der Beitrittsgespräche herbeizureden.
Dadurch würde die Reform-Motivation in der Türkei beeinträchtigt. Auch SPD-Chef Beck mahnte eine faire Chance für die Türkei auf einen EU-Beitritt an. Dagegen betonte Merkel, die Verhandlungen müssten ergebnisoffen geführt werden.
Verheugen sagte, Europa sende in Richtung Türkei fast nur noch negative Signale. Wir konzentrieren uns auf die Schwächen des Landes, ohne Mut zur Veränderung zu machen. Das verursache in der Türkei wachsende Unlust, die von Europa geforderten Reformen voranzutreiben. Dies wiederum führe in Europa zu der Feststellung, dass die Türken einen Beitritt nicht schafften. Das ist eine gefährliche Spirale, die in ein weltpolitisches Versagen allererster Ordnung zu münden droht, sagte Verheugen. Der SPD-Politiker betonte, Ziel der Verhandlungen sei die Vollmitgliedschaft der Türkei.
Ähnlich äußerte sich SPD-Chef Beck in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: Es wäre ein verheerender Fehler, wenn wir der Türkei die EU-Tür vor der Nase zuschlügen. Er warnte die Union davor, das Bemühen der Türkei um eine EU- Mitgliedschaft abzulehnen.
Merkel unterstrich dagegen in ihrer wöchentlichen Internet- Botschaft, dass Europa sagen müsse, wo seine Grenzen lägen. Wir haben Beitrittsverhandlungen mit Kroatien und auch mit der Türkei, aber wir wissen auch: Wir werden auf absehbare Zeit keine weiteren Mitgliedstaaten aufnehmen können.