Die Wotruba-Kirche auf dem Georgenberg wurde 1976 von Kardinal Franz König geweiht. Das 30-jährige Jubiläum begeht die Gemeinde der „Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit“, wie sie offiziell heißt, am Sonntag, den 22. Oktober, mit einem Festgottesdienst.
Der landläufige Name der Wotruba-Kirche geht auf ihren Erbauer zurück – den österreichischen Bildhauer Fritz Wotruba. Der Bau stellt gleichsam das Vermächtnis des Künstlers dar, der selbst kein Katholik war: Ein Jahr vor der Kirchenweihe verstarb Wotruba am 28. August 1975.
Zuvor hatte sich der am 23. April 1907 geborene Wiener über Jahrzehnte den Ruf erarbeitet, gemeinsam mit Henry Moore oder Alberto Giacometti ein „Klassiker“ der modernen Plastik zu sein. Wotruba, der Österreich 1948 und 1952 auf der Biennale in Venedig vertrat, hatte nach dem Zweiten Weltkrieg seine Arbeit mit archaisierenden kubischen Formelementen begonnen. Auch in diesen skulpturalen Werken dominiert wie beim Kirchenbau die kantig-blockhafte Grundstruktur des Steins. Letztlich ist auch die Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit nichts anderes als eine ins Monumentale transponierte Skulptur.
Für die technische Seite des Baus zeichnete der Architekt Fritz Gerhard Mayer verantwortlich, der ab 1974 Wotrubas künstlerisches Konzept umsetzte. Während das Äußere der Kirche durch die 152 Betonblöcke gekennzeichnet wird, dominiert in deren Innerem ein zentral postierter würfelförmiger Altartisch aus Kunstmarmor. Für die Altarwand hat Wotruba einen Abguss des Bronzekreuzes angefertigt, das er für die Hofkirche in Bruchsal (Deutschland) geschaffen hatte. Unter Toningenieuren berüchtigt ist der Bau heute wegen seiner enormen Nachhallzeit von rund zwölf Sekunden.
Die treibende Kraft hinter dem architektonisch gewagten Bau war OMV-Vorstandsdirektorin Margarete Ottilinger. Die gläubige Katholikin, die zwischen 1948 und 1955 in sowjetischer Gefangenschaft verbrachte, hatte sich seit den 1960er Jahren für die neue Kirche in Mauer eingesetzt.