Weder Guatemala noch Venezuela konnte nach 29 Wahlgängen, darunter sieben am Donnerstag Vormittag, die notwendige Zweidrittelmehrheit auf sich ziehen. Guatemala erhielt zuletzt 107 Stimmen, Venezuela kam auf 77 Stimmen. Die Fortsetzung der Wahlen wurde für 15.00 Uhr Ortszeit (21.00 MESZ) angesetzt.
Bereits am Dienstag waren in den Wandelgängen der UNO die ersten Forderungen nach einem Kompromisskandidaten laut geworden. Obwohl sich beschränkte und unbeschränkte Wahlgänge nach jeweils drei Runden abwechseln, blieb es auch am Donnerstag bis zur vorletzten Runde bei Guatemala und Venezuela. Keines der beiden Länder ist bereit, den Weg für einen Kompromisskandidaten durch seinen Rückzug frei zu geben. Für Costa Rica stimmte in der vorerst letzten Runde ein Land.
Diplomaten sehen in dem Ringen einen Stellvertreterkampf zwischen der Bush-Regierung und dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez. Dieser will um jeden Preis in den Sicherheitsrat einziehen, um den USA die Stirn zu bieten. Bei seiner Rede in der Vollversammlung im September beschimpfte Chavez Präsident Bush als Teufel.
Der amerikanische UNO-Botschafter John Bolton bezeichnete die vielen Wahlgänge als Zeitverschwendung und forderte Venezuela auf, das Rennen zu beenden. Venezuela ist bereits drei Mal Mitglied des Sicherheitsrates gewesen, Guatemala noch nie. Das Abstimmungsverhalten der Vollversammlung zeigt jedoch deutlich, dass den Ländervertretern ein Kompromisskandidat lieber wäre. Als frühere Militärdiktatur ist Guatemalas Ruf angeschlagen.
Die Geschäftsordnung der Vollversammlung sieht keine Begrenzung der Wahlgänge vor. Es könnte also Tage, wenn nicht Wochen dauern, bis der Nachfolger Argentiniens feststeht. Der Rekord war 1979 mit 155 Wahlgängen erreicht worden. Der Kampf spielte sich damals zwischen Kuba und Kolumbien ab. Mexiko gewann am Ende als Kompromisskandidat.
Die anderen frei werdenden Sitze gehen an Italien, Belgien, Südafrika und Indonesien. Der Sicherheitsrat besteht aus den fünf ständigen Mitgliedern USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China, die über das Vetorecht verfügen. Zehn nichtständige Mitglieder werden für jeweils zwei Jahre berufen. Die Mandate beginnen am 1. Jänner.