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Kongo: Wahl läuft schleppend an

Die Präsidentenstichwahl im Kongo ist am Sonntag wegen starker Regenfälle in der Hauptstadt Kinshasa nur schleppend angelaufen. Präsident Joseph Kabila gab am Vormittag seine Stimme ab.

Er tritt gegen Vizepräsident Jean-Pierre Bemba an. Mindestens eine Person kam bei einem Zwischenfall in Bumba im Nordwesten des Kongo ums Leben, als Streit wegen bereits ausgefüllter Stimmzettel ausbrach. Die EU- und UNO-Truppen, die zur Absicherung der Wahlen im Land sind, blieben am Sonntag im Lager, um Provokationen zu vermeiden. Das offizielle Ergebnis soll spätestens am 19. November verkündet werden.

„Ich wähle Joseph (Kabila), weil er jung ist wie wir und versprochen hat, das Land wieder aufzubauen“, sagte Mimirite Atamboto, eine 20-Jährige Kongolesin. Bembas Anhänger betonten, dass Kabila in seiner bisherigen Amtszeit nicht viel geleistet habe. „Ich bin überzeugt, dass Kabila versuchen wird, die Wahl zu fälschen“, sagte der 43 Jahre alte Mukanu Mbenza. „Wir werden das Ergebnis nur anerkennen, wenn die Wahl transparent war“, sagte er.

Größere Zwischenfälle gab es zunächst nicht. Lediglich Regen, vor allem im Südwesten des Kongo, behindere den Urnengang, sagte der Vorsitzende der Unabhängigen Wahlkommission (CEI), Apollinaire Malu Malu, am Sonntag. „Sollte es nötig sein, werden wir die Wahllokale die ganze Nacht geöffnet lassen.“ In Bumba entdeckte ein Wahlleiter vor-ausgefüllte Stimmzettel, woraufhin es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kam, teilte eine Sprecherin der UNO-Truppe im Kongo (MONUC) mit. Wahlkommissionsmitglied Albert Mayoka teilte mit, ihm seien zwei Tote gemeldet worden. Er habe dies aber noch nicht prüfen können. In der Provinz Mbandaka, einer Hochburg von Vizepräsident Bemba, wurden mehrere Vorfälle gemeldet. In der Provinz Kasai, wo Demonstranten bei der ersten Runde der Parlaments- und Präsidentschaftswahl am 30. Juli die Öffnung der Wahllokale behindert hatten, verlief dagegen alles ruhig.

Unterdessen klagen deutsche Soldaten der EU-Truppe (EUFOR) über undichte Zelte. „In einige Zelte regnet es rein, aber dann schiebt man eben das Bett etwas zur Seite“, sagte EUFOR-Sprecher Peter Fuss. „Umziehen musste deswegen noch niemand.“ Die Zelte habe die spanische Firma UCALSA zur Verfügung gestellt. EUFOR hat derzeit etwa 1300 Soldaten in Kinshasa stationiert, die mögliche Unruhen verhindern sollen. Österreich ist an der Mission mit drei Mann beteiligt. Insgesamt sind 19.000 ausländische Soldaten und 80.000 kongolesische Polizisten im Einsatz.

Etwa 25 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, sich zwischen Kabila und Bemba zu entscheiden. Parallel dazu werden die Provinzparlamente gewählt. Kabila gilt als Favorit, da er in der ersten Runde die absolute Mehrheit nur knapp verfehlt hatte. Die Wähler hatten sich vor allem entlang den Sprachgrenzen entschieden. Kabila ist besonders stark im Osten, wo Suaheli gesprochen wird. Er beherrscht Französisch und Lingala, die Sprache des Westens, nur unzulänglich. In der ersten Runde beteiligten sich 70 Prozent der rund 25 Millionen registrierten Wähler an der Abstimmung. Kabila erhielt damals 45 Prozent der Stimmen, Bemba kam auf 20 Prozent.

Politische Beobachter fürchten, dass es in den kommenden Wochen erneut zu Ausschreitungen kommen könnte. Nach der Bekanntgabe der Ergebnisse der ersten Runde war es zu Kämpfen zwischen Anhängern beider Seiten gekommen, bei denen mindestens 23 Menschen getötet worden waren. Die Expertenorganisation International Crisis Group geht davon aus, dass Kabila etwa 5000 Soldaten der Präsidialgarde in Kinshasa hat, die nicht dem Kommando der Armee unterstehen. Bembas Truppen werden auf etwa 1000 geschätzt.

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