AA

USA: Vom Macho bis Bush-Freund

Lügner, Betrüger, Ehebrecher, Macho oder Sexgott: Die Schmutzkampagne vor den Kongresswahlen in den USA am 7. November läuft wieder auf vollen Touren.

In diesem Jahr ist das Arsenal verbaler Giftpfeile außerdem um die Begriffe Lobbyist und Bush-Freund bereichert worden. Die Rekordsumme von 2,6 Milliarden Dollar (2,05 Mrd. Euro) haben Republikaner und Demokraten bisher in die Zwischenwahlen gesteckt. Ein Großteil des Geldes fließt in Fernseh-Werbespots, die allein auf eine Rufschädigung des Gegners abzielen.

In Minneapolis (US-Bundesstaat Minnesota) rechnet sich beispielsweise der zum Islam übergetretene Schwarze Keith Ellison reelle Chancen aus, als erster Moslem ein Mandat für das US-Repräsentantenhaus zu gewinnen. Manche politische Gegner des Demokraten schrecken allerdings vor nichts zurück. Nach dem Tod des jordanischen Top-Terroristen Abu Mussab al-Zarqawi brachten sie ein Bild des Getöteten in Umlauf mit der Unterschrift: „Kondolenzen bitte an Ellisons Wahlkampfbüro senden“.

Richtig hart zur Sache geht es vor allem in jenen Bundesstaaten, in denen sich die Kandidaten Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. In Tennessee will sich der Republikaner Bob Corker den demokratischen Herausforderer, den 36 Jahre alten Schwarzen Harold Ford, mit einer ganz perfiden Kampagne vom Hals halten. „Ich traf Harold auf einer Playboy-Party“, schmachtet eine Blondine in einem Werbespot ins Mikrofon. „Ich würde gern eine höhere Hochzeitssteuer zahlen“, fügt sie hinzu. „Harold, ruf mich an“, haucht die Dame am Ende mit einem Augenzwinkern. Ford wäre im Falle eines Sieges seit mehr als 100 Jahren der erste schwarze Senator aus den Südstaaten.

Spannend verläuft das Rennen um einen Senatssitz auch in Virginia. Auch hier werden die beiden Kandidaten sehr persönlich. Der Republikaner George Allen ließ seine Mitarbeiter ganz tief in der Sprüchekiste seines demokratischen Gegners James Webb kramen. Die wurden fündig. „Die Marine-Akademie ist der Traum einer jeden geilen Frau“, soll der angebliche Macho Webb einmal geäußert haben. Ob wahr oder falsch, Schmutzkampagnen verlaufen immer frei nach dem Motto: Wahr ist, was geglaubt wird, und irgendetwas bleibt immer hängen.

Allerdings weiß Demokrat Webb sich zu wehren: Er punktet mit dem allgemeinen Überdruss an US-Präsident George W. Bush. Allen habe als Senator in 96 Prozent aller Fälle ganz im Sinne von Bush gestimmt und sei deshalb zu 96 Prozent ein Bush-Mann, legt Webb im Werbespot los. Viele Demokraten wollen aus dem Liebesentzug der Wähler für den Präsidenten Kapital schlagen. In Ohio haben sie den republikanischen Senator Mike DeWine aufs Korn genommen: Ein Werbespot zeigt hintereinander verschiedene Fotoaufnahmen DeWines mit Bush. Als musikalische Begleitung singt ein Kinderchor: „The more we work together, the happier we will be“ (Je mehr wir zusammenarbeiten, desto glücklicher werden wir sein).

Angesichts der Brisanz des Wahlkampfes – die Mehrheit von Bushs Republikanern im Abgeordnetenhaus und im Senat steht auf dem Spiel – haben beide Parteien die Samthandschuhe ausgezogen. Die Republikaner ließen Dutzende von Mitarbeitern durch Steuererklärungen und Gerichtsakten demokratischer Bewerber wühlen, um auf kompromittierende Informationen zu stoßen. Schnüffeleien beim politischen Gegner seien gleichbedeutend mit Macht, zitiert die „Washington Post“ den Vorsitzenden des Kongress-Komitees der Republikaner, Thomas Reynolds. Danach wollten die Republikaner in den letzten Wochen vor den Wahlen 90 Prozent ihrer Werbeetats in so genannte Negativ-Kampagnen stecken, um beim Wähler Zweifel an Kandidaten der Demokraten zu wecken.

Angesichts der jüngsten Skandale schlachten auch die Demokraten jede Verletzbarkeit von Republikanern schonungslos aus. In Pennsylvania konzentrieren sie sich auf eine außereheliche Beziehung eines Republikaners. In New York soll ein republikanischer Kandidat erklären, warum er vor 30 Jahren wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen wurde.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • USA: Vom Macho bis Bush-Freund
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen