40 Schiiten wurden nördlich von Bagdad verschleppt. Die US-Armee beendete nach fünf Tagen ihre Blockade des Bagdader Schiiten-Stadtteils Sadr City, nachdem sie von der irakischen Regierung ultimativ dazu aufgefordert worden war.
Beim Selbstmordanschlag auf eine Hochzeitsfeier starben unter anderem neun Kinder. Nach Angaben der US-Armee töteten Aufständische in Bagdad innerhalb eines Tages drei amerikanische Soldaten. Die Polizei bestätigte zudem, dass am Dienstag mehr als 40 Schiiten auf einer gefährlichen Schnellstraße nördlich von Bagdad verschleppt wurden. Die Entführer hatten eine Straßensperre errichtet, die Wagen angehalten und die Pässe der Reisenden kontrolliert. Personen, bei denen es sich offenbar um Sunniten handelte, konnten passieren. Von den Verschleppten fehlte jede Spur. In Bagdad wurden am Dienstag erneut fünf gefesselte Leichen gefunden.
Die amerikanische Luftwaffe bombardierte am Mittwoch im Süden von Bagdad eine angebliche Bombenfabrik von Al-Kaida Terroristen, in der sich Sprengstoff und 80 Fässer unbekannter Chemikalien befunden hätten. Bei einer Razzia in Bagdad töteten die US-Truppen am Dienstag nach eigenen Angaben fünf mutmaßliche Terroristen. In Mossul erschossen US-Soldaten nach Informationen der Polizei drei Iraker, die sich mit ihrem Wagen einem Militärfahrzeug genähert hatten. In Balad erschossen US-Soldaten einen angeblichen Al-Kaida-Terroristen und nahmen einen weiteren fest. Bei Kämpfen in der Unruheprovinz Anbar wurde ein weiterer US-Soldat getötet. Damit stieg die Zahl der seit Anfang Oktober getöteten US-Soldaten auf 104. Nur drei Mal seit dem Einmarsch im März 2003 wurden in einem Monat mehr US-Soldaten getötet. Mit 150.000 Soldaten stieg die US-Armeepräsenz im Irak auf den höchsten Stand seit Jahresbeginn.
Die US-Armee beugte sich am Dienstag in einem bisher beispiellosen Akt einem Ultimatum der Regierung und hob die Blockade von Sadr City auf, mit der ein entführter US-Soldat und der irakische Kommandant einer Todesschwadron gefunden werden sollten. Premier Nuri al-Maliki hatte die US-Armee aufgerufen, die Kontrollposten am Eingang des Stadtteils bis Dienstag zu Mittag abzubauen. Schiitenführer Moqtada al-Sadr hatte seine Anhänger und Gefolgsleute zu zivilem Ungehorsam in dem Stadtteil aufgefordert. Kinder verließen daraufhin ihre Schulen, selbst Regierungsangestellte streikten. Die Washington Post sprach im Zusammenhang mit dem erfolgreichen Ultimatum Malikis von der bisher größten Demonstration der Unabhängigkeit der Regierung von den US-Besatzungstruppen.
Der irakische Parlamentspräsident Mahmud al-Mashhadani lieferte sich am Mittwoch vor laufenden Kameras ein heftiges Wortgefecht mit einem sunnitischen Abgeordneten. Al Mashhadani musste festgehalten werden, um von einem tätlichen Angriff auf Abdel Karim al Samarie abgehalten zu werden, dem er Korruption vorwarf. Der Präsident ärgerte sich, dass das Parlament wegen fehlender Abgeordneter wiederholt nicht beschlussfähig war. Hintergrund sind die Spannungen zwischen den irakischen Religions- und Volksgruppen.
Der Prozess gegen den früheren irakischen Staatschef Saddam Hussein wegen Völkermordes an den nordirakischen Kurden wurde am Dienstag auf den 7. November vertagt. Zwei Tage zuvor soll das Urteil gegen den Ex-Präsidenten in dem Prozess wegen der Ermordung von 148 Schiiten aus dem Dorf Dujail fallen; in beiden Verfahren droht Saddam Hussein die Todesstrafe. Das Gericht in Bagdad vernahm am Dienstag weitere fünf kurdische Augenzeugen zu den Vorwürfen der Anklage, wonach Saddam Hussein zusammen mit sechs Gefolgsleuten die Operation Anfal zu verantworten hat. Dabei waren in den Jahren 1987 und 1988 mehr als 180.000 Kurden getötet worden.